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Ohne Maßnahmen gegen den Klimawandel könnte bis 2090 ein Drittel der heutigen Ackerflächen für die Landwirtschaft unbrauchbar werden.

Foto: Reuters/PASCAL ROSSIGNOL

Je stärker sich der Planet erwärmt, desto wichtiger wird einer Studie zufolge die Züchtung neuer Nutzpflanzen-Sorten. Ein internationales Forschungsteam simulierte in vier verschiedenen Szenarien, welchen Effekt der Klimawandel auf die Ernteerträge der vier wichtigsten Nutzpflanzen hat: Reis, Weizen, Mais und Soja. Dabei gingen die Wissenschafter von Temperaturanstiegen im globalen Mittel zwischen 1,4 und 3,9 Grad Celsius aus.

Das Ergebnis, das nun im Fachblatt "Global Change Biology" veröffentlicht wurde: Eine moderate Erwärmung von 1,4 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts wäre für die Landwirtschaft noch zu bewältigen. 85 Prozent der derzeitigen Anbaufläche könnten laut Simulation mit existierenden Sorten optimal bewirtschaftet werden. Die Erträge könnten sogar um fast 20 Prozent steigen. "Dazu trägt auch bei, dass der steigende CO2-Gehalt in der Atmosphäre für einige Nutzpflanzen einen positiven Effekt haben kann", sagte Erstautor Florian Zabel von der Universität München.

Zu trocken

Doch eine starke oder sehr starke Erwärmung hätte gravierende Folgen. Zabel: "Im Szenario mit der stärksten Erwärmung würden wir auf bis zu 40 Prozent der globalen Anbaufläche neue Sorten benötigen, die teilweise Eigenschaften aufweisen müssten, die es heute noch nicht gibt."

In manchen Weltregionen würde demnach aber auch die Anpflanzung neuer Sorten nichts nutzen, weil es zu trocken werden würde. Dazu gehören nach Einschätzung der Wissenschafter die Türkei, Nordostbrasilien, Texas, Kenia oder auch Teile Indiens. Umgekehrt könnten laut Studie besonders hohe Ertragszuwächse durch die Anpflanzung neuer Sorten in Teilen Europas, Chinas und Russlands erreicht werden.

Verlust an Anbauflächen

Wie es um die weltweiten Anbauflächen bestellt wäre, wenn keine weiteren Maßnahmen gegen die Erderwärmung getroffen würden, untersuchte indes ein anderes Forschungsteam in einer Studie im Fachblatt "One Earth". Demnach könnte im schlimmsten Fall ein Drittel der Landwirtschaftsflächen bis 2090 nicht mehr für die Agrarproduktion geeignet sein. Am stärksten betroffen wären Staaten südlich der Sahara, in Südamerika sowie in Süd- und Südostasien, wie die Forscher um Matti Kummu von der finnischen Aalto University in Espoo berichten.

"Die gute Nachricht ist, dass nur ein Bruchteil der Lebensmittelproduktion noch nie dagewesenen Bedingungen ausgesetzt wäre, wenn wir gemeinsam die Emissionen so reduzieren würden, dass die Erwärmung auf 1,5 bis 2 Grad Celsius begrenzt bliebe", erklärte Kummu. In diesem Fall würden 2090 nur etwa acht Prozent der Ackerflächen und fünf Prozent des Weidelands außerhalb geeigneter klimatischer Bedingungen liegen.

Weitere Faktoren wie Bevölkerungswachstum, Bodendegradation und ein erhöhtes Risiko für Wetterextreme könnten die Auswirkungen der Klima-Krise noch verstärken. "Wir müssen den Klimawandel abmildern und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit unserer Nahrungsmittelsysteme und Gesellschaften erhöhen", betonte Matias Heino, Ko-Autor der Studie. (red, APA, 17.5.2021)