Damals, als es noch kinderreiche Familien gab. Als die USA die Autowelt dominierten. Die Straßenkreuzer von Chevrolet, Buick, Cadillac und Konsorten immer riesiger wurden. Noch vor der Zeit der Kopfstützen und Sicherheitsgurte. Mit Schaltung am Lenkrad. Da galt die durchgehende Vorderbank als mondän und chic, und weil die Autos wegen der Schaukelfahrwerke eh um die Kurven getragen werden mussten, brauchte sich niemand Gedanken zu machen über nicht existenten Seitenhalt. Gelebte soziale Kompetenz: Der/die eine stütze den/die andere(n) ab. Aktion Schulterschluss. Und natürlich hatten diese "Bench-seats" auch einen legendären Ruf als Knutschbank.

Drei Sitzplätze vorne brachten zuletzt Fiat Multipla...
Foto: Fiat

Im Nachkriegseuropa war die Situation nicht unähnlich, nur eben stets um ein paar Nummern kleiner, bescheidener. In den frühen Kleinbussen wie VW T1 oder Citroën Typ H war Mehrsitzigkeit vorne gängig. Als dann das Wirtschaftswunder größere Automobile altweltlicher Herkunft hervorbrachte, fand sich die durchgehende Sitzbank in etlichen Modellen, von Opel Admiral bis Mercedes Strich 8 und W111, um nur diese herauszugreifen. Selbst Citroëns legendäre Ente war so ausgestattet, da waren aber kaum drei nebeneinander unterzubringen.

...und Honda FR-V zustande.
Foto: Honda

Jedenfalls, der Trend verlief sich. Und dann kam Fiat. 1999. Mit einem der hässlichsten Autos aller Zeiten. So hässlich, dass es schon wieder schön war. Drinnen mit einem Plastikgeschwür mittig am Armaturenbrett, wo auch die Schaltung saß. Fraglos mutig. Die Rede ist, sonnenklar, vom glubschäugigen Multipla.

Drei. Sitzplätze. Vorne. Die Werbesujets bringen einen heute noch zum Schmunzeln: Da machten es sich, von oben aufgenommen, fünf Basketballer im 4,10 m langen Fiat bequem. Der war mit 1,87 m für damalige Verhältnisse zwar recht breit, aber auch nicht wieder so, dass man die drei Jungs vorne zum Match in die Nachbarstadt hätte schicken wollen. Ein anderes Bild zeigt, wiederum in Draufschau, vorne Papa-Kind-Mama und hinten nochmals dreiköpfigen Nachwuchs, jede Menge Plüschgetier durfte da auch noch mit. Mammamia.

Ähnliches Konzept bei Sportwagen (McLaren F1...
Foto: McLaren

Kreativ gedacht

Und obwohl sich das in der wirklichen Welt dann verdammt eng saß, das muss man den Italienern lassen: Sie trauten sich was und hatten sich kreativ überlegt, wie man den zur Verfügung stehenden Raum sinnvoll und doch ein wenig anders, unkonventioneller, nutzen kann.

2010 war dann Schluss, auch die optisch etwas entschärfte Version litt an Absatzschwindsucht, und obwohl von seinen Fans geliebt: Nachfolger gab es keinen. Aber einen Nachahmer, aus Japan. Honda FR-V. Steht für "Family- and Recreation-Vehicle" und konnte dieses Versprechen so wenig einlösen wie der Fiat. Bauzeit 2005 bis 2009. Das Design japanisch nüchtern, das Paket noch durchdachter, mit verschiebbaren Mittelsitzen vorne und hinten, jene hinten konnte man mit einem Handgriff umlegen und versenken. Genial, aber ebenfalls: ein Flop.

...Matra-Simca Bagheera)...
Foto: Wikipedia

Letztlich war das bei zweckorientierter Nutzung eben doch zu beengt, obwohl es rechtlich keine Bedenken gibt, außer die in Brüssel lassen sich wieder einmal was einfallen. Im Gegenteil, der leere Platz zwischen Fahrerinnen- und Beifahrersitz wurde seither immer breiter, ein Tribut an die immer mächtiger werdenden Getriebeglocken.

Erst jetzt, mit der Elektromobilität, kehrt sich dieser Trend wieder um, wird mittig Platz frei, mal sehen, ob das zu einer Renaissance führt. Vorerst gilt: kein Dreier in der ersten Reihe. Im Pkw-Bereich. Bei leichten Nutzfahrzeugen oder Pick-ups mit Einzelkabine, da sind drei Sitzplätze vorne nach wie vor verbreitet.

Ein paar legendäre Frontdreisitzer müssen noch rasch Erwähnung finden. Der Matra-Simca Bagheera (1973 bis 1980) etwa, ein Sportwagen wie aus dem Dschungelbuch, und sein Nachfolger von Talbot Matra.

...und in Nutzfahrzeugen sowieso.
Foto: Volkswagen

Dann, Sie erinnern sich (würde Heinz Prüller sagen), war da, 1966, früher sogar als der Bagheera, der Ferrari 365 P "Tre Posti" von Pininfarina. Mit Mittelmotor und Mittelsitz, der war zugleich die Kommandozentrale, denn auch das Volant saß mittig, die Sitze links und rechts waren leicht nach hinten versetzt.

Diese Konstellation tauchte auch beim McLaren F1 (1993 bis 1997) auf. Der nur 106 Mal gebaute extravagante Supersportwagen war seinerzeit der schnellste Serienwagen der Welt, mit 6,1-Liter-V12 von BMW und bis zu 680 PS. Ob die Begleiter und Begleiterinnen bei 386 km/h noch an die Kotztüte vulgo das Speibsackerl rankamen, ist nicht überliefert. Dass sich der damalige BMW-Chef Bernd Pischetsrieder 1995 mit so einem Boliden veritabel einbaute, hingegen schon. Schade, einer weniger. (Andreas Stockinger, 30.5.2021)