Derzeit kann man über die Website des Maskenherstellers Hygiene Austria nur Großbestellungen aufgeben. Die Links zu den Artikeln sind tot. Spekulationen über ein baldiges Aus der Hygiene Austria seien aber falsch, heißt es vonseiten des Unternehmens. Die Internetseite befinde sich im Umbau.

Foto: Hygiene Austria

Im April wollte der kriselnde Maskenhersteller Hygiene Austria eigentlich noch einmal von vorne anfangen. Als sich der Faserkonzern Lenzing endgültig aus dem Joint Venture mit Palmers zurückzog, wurde eine neue, externe Geschäftsführung eingesetzt. Diese sollte in erster Linie das Geschäft am Laufen halten und die vielen Ungereimtheiten klären, die sich noch um das Unternehmen ranken. Doch die wesentliche Frage konnte bis heute nicht geklärt werden. Daher bleibt auch mehr als zwei Monate nach der Razzia unklar, wie viele Masken Hygiene Austria aus China importiert und als "made in Austria" verkauft hat. Die "forensische Prüfung" läuft noch.

Geschäftsführerin Claudia Witzemann teilte zuletzt auf Anfrage mit, dass "der Fokus auf der Stabilisierung des Unternehmens und der Weiterführung des laufenden Geschäfts" liege. Die Produktion in Wiener Neudorf laufe weiter. Es sei auch in Maschinen investiert worden. Der Bedarf an zertifiziertem Maskenschutz sei weiterhin gegeben, erklärte Witzemann.

Tote Links

Denjenigen, die dieser Tage die Webseite von Hygiene Austria besuchen, wird allerdings ein anderer Eindruck vermittelt.

Foto: Screenshot Hygiene Austria

Der Reiter "Produkte" verschwand gänzlich aus der Navigationsleiste der Webseite. Zu finden ist dieser nur noch am unteren Ende unter "Service". Klickt man darauf, wird einem mitgeteilt, dass diese Sammlung "leer" sei. Anfang Mai bot Hygiene Austria jedenfalls noch Masken mit Schriftzügen wie "Frauenversteher", "Prinzessin", "Be Happy" oder "Keep Smiling" an. Nachdem vor allem erstere Variante in den sozialen Netzwerken heftig kritisiert wurde, verschwanden die Masken gleich allesamt aus dem Shop.

Foto: Screenshot Hygiene Austria

Auf der Startseite von Hygiene Austria finden sich zwar noch Grafiken dreier unterschiedlicher Maskenmodelle. Die Links dahinter sind aber allesamt tot. Sie führen bloß zu einer Fehlermeldung: "Die von Ihnen gesuchte Seite existiert nicht."

Foto: Screenshot Hygiene Austria

Unter dem Banner zur Transparenzoffensive, über die Hygiene Austria die eigene Sicht auf den Maskenskandal erklärt, sticht einem ein Rucksack ins Auge. Ein Produkt, das der Maskenhersteller nie im Sortiment hatte. Das hat sich in der Zwischenzeit auch nicht geändert. Es dürfte sich lediglich um einen Beispieleintrag handeln. Daneben steht auch nicht viel mehr als die Bezeichnung "Produkttitel". Wer auf "Vollständige Details anzeigen" klickt, wird lediglich auf die Webseite von Hygiene Austria umgeleitet.

"Keine neuen Informationen" für Medien

Nur das Formular für Großbestellungen ist zumindest noch ausfüllbar. Demnach soll man nach wie vor Mindestbestellmengen von 350 Stück FFP2-Masken oder ab 1.200 sowie ab 1.800 Stück Mund-Nasen-Schutzmasken ordern können.

Aber werden überhaupt noch Bestellungen abgewickelt angesichts dessen, wie man sich nach außen hin präsentiert? DER STANDARD fragte beim Maskenhersteller nach, was es mit den toten Links auf der Website auf sich hat. "Derzeit gibt es keine neuen Informationen, die seitens Hygiene Austria an die Medien weitergegeben werden", heißt es als Antwort.

Auf die Frage, ob Bestellungen noch abgewickelt würden, antwortete Hygiene Austria, dass die Seite sich derzeit im Umbau befinde, auf anderen Kanälen sei man für Kunden nach wie vor erreichbar. Allerdings scheint auch die E-Mail-Adresse des Shops schon vor längerer Zeit von der Webseite verschwunden zu sein. Warum die Seite gerade jetzt umgebaut wird und wie viele Masken Hygiene Austria derzeit produziert und verkauft, beantwortet das Unternehmen nicht.

Der leise Abbau des Onlineshops soll aber im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass das von Skandalen gebeutelte Unternehmen auf ein Aus zusteuert. Der Hygiene Austria werden ja Betrug, Lohndumping und Schwarzarbeit vorgeworfen. Dass chinesische Masken als "made in Austria" verkauft wurden, gab man zu, die anderen Vorwürfe streitet das Unternehmen ab, und es gilt die Unschuldsvermutung.

Weitermachen

Im Rahmen der Transparenzoffensive geht Hygiene Austria auch auf die Frage ein, ob das Unternehmen angesichts der Vorwürfe überhaupt eine Zukunft habe. "Wenn keine vorsätzlichen Verfehlungen nachgewiesen werden, glauben wir an die Zukunft unseres Unternehmens", lautet die Antwort der Firma. Erstens weil der Bedarf an hochwertigen Masken in Österreich und Europa nach wie vor steige, zweitens weil der Betrieb Arbeitsplätze sichere.

Nachdem ein Netz an Scheinfirmen Personal an die Hygiene Austria entsandt hatte, hieß es, dass die Aufträge neu ausgeschrieben werden. Allerdings ist noch keine Entscheidung gefallen, welcher Personalüberlasser zum Zug kommt: "Wir befinden uns derzeit in Gesprächen und Verhandlungen bezüglich weiterführender Zusammenarbeit", teilt Hygiene Austria mit. (Jan Michael Marchart, Aloysius Widmann, 22.5.2021)