Durch den Corona-bedingten Wegfall von Passagiermaschinen, in denen sonst sogenannte Beiladefracht transportiert wird, erlebte die reine Luftfracht in den vergangenen Monaten einen Aufschwung.

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Es waren durchwegs schlechte Nachrichten, die in den vergangenen Monaten aus der Luftfahrtbranche zu hören waren. Allein die AUA vermeldete Ende April 2021 einen Passagierrückgang von 84 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Das spiegelt die Auswirkungen der Corona-bedingten Reisebeschränkungen auf den Flugverkehr wider.

So beförderte Austrian im ersten Quartal 2021 insgesamt 308.000 Passagiere, im ersten Quartal 2020 waren es noch 1,9 Millionen. Im gesamten Lufthansa-Konzern, zu dem die AUA gehört, schaut es nicht besser aus.

Nachdem im März 2020 der internationale Flugverkehr nahezu zusammengebrochen war, hatte die Lufthansa im ersten Quartal des Vorjahres einen Verlust von 2,12 Milliarden Euro erlitten bei einem um 18 Prozent verringerten Umsatz von 6,44 Milliarden Euro.

Höchster Stand

Der Konzern hat von Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz im vergangenen Jahr neun Milliarden Euro Staatshilfe erhalten. Da kam ein Hoffnungsschimmer gerade recht, auch wenn der nur wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein wirkt und das in normalen Zeiten weitaus lukrativere Passagiergeschäft kaum ersetzen kann: Die Frachtsparte des Konzerns, Lufthansa Cargo, konnte im ersten Quartal einen operativen Gewinn von 314 Millionen Euro vermelden.

Dieser Rekord passt in das globale Gesamtbild: Immerhin erreichte das weltweite Frachtaufkommen im März den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnung einschlägiger Daten im Jahr 1990. Dies meldete die Internationale Luftverkehrsvereinigung Iata. Es erreichte beinahe 24 Milliarden Frachttonnenkilometer. Auch wenn sich das Wachstum im Vergleich zum Februar leicht abgeschwächt hat, sieht es so aus, als ob noch kein Ende dieses Aufwärtstrends in Sichtweite wäre.

Denn die Nachfrage nach Frachtkapazität soll nach Berechnungen des Verbands im heurigen Jahr um 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen. Damit wird das Frachtgeschäft auch im Vergleich zum Vorkrisenniveau des Jahres 2019 im positiven Bereich liegen. (2020 musste die Branche gegenüber dem Vorjahr allerdings einen Rückgang von 9,1 Prozent hinnehmen.)

Was sind die Treiber dieser Entwicklung? Folgt man der Argumentation der Iata, sind es die globalen Wachstumserwartungen für den Welthandel. Tatsächlich prognostizierte die Welthandelsorganisation für das laufende Jahr ein globales Wachstum des Handels von acht Prozent gegenüber 2020.

Verhaltene Rückkehr

Die Airlines sollten nach Erwartungen der Iata daher auch im Jahr 2021 hohe Umsätze pro Tonnenkilometer erzielen können. Grund hierfür sei die verhaltene Rückkehr der Beiladefracht. Denn normalerweise werden rund 50 Prozent der Luftfracht nicht in reinen Frachtmaschinen transportiert, sondern als Beiladefracht ("Bellyfracht") in Passagiermaschinen.

Durch die Corona-bedingte Einstellung vieler Verbindungen standen diese Kapazitäten für die Luftfracht nicht mehr zur Verfügung. Der reduzierten Kapazität im Luftfrachtmarkt stand eine steigende Nachfrage in bestimmten Produktgruppen gegenüber, in denen es einen Mehrbedarf für schnelle Auslieferungen gibt. Hierzu gehören etwa Medikamente und Schutzausrüstung.

Aufgrund der auch 2021 anhaltenden Schwäche der Passagierluftfahrt wird Cargo erneut eine für die Airlines deutlich wichtigere Rolle spielen als vor der Pandemie, resümiert man bei der Iata. So wird die Luftfracht rund ein Drittel der globalen Umsätze der gesamten Luftfahrtindustrie erzielen. Vor der Pandemie lag der Umsatzbeitrag von Cargo bei zehn bis 15 Prozent. Die globalen Frachtumsätze werden 2021 gegenüber 2020 um knapp 8,6 Prozent steigen, heißt es – auf 152 Milliarden Dollar.

Eine Entwicklung, die auch die Flugzeughersteller freut. Der US-Flugzeugbauer Boeing etwa hat im gebeutelten Geschäft mit Großraumjets eine neue Bestellung hereingeholt. Die Fluggesellschaft Silk Way Airlines aus Aserbaidschan habe fünf Frachtmaschinen vom Typ Boeing 777 bestellt, teilte der Luftfahrtkonzern unlängst mit. Wert des Auftrags: knapp 1,5 Milliarden Euro. (Markus Böhm, 21.5.2021)