Das Bett im Kornfeld ist immer frei.
Foto: Imago / penofoto / P. Nowack

Pro
von Stefan Weiss

Man kann natürlich naiv an die Sache herangehen. Sich ins nächstbeste Kornfeld zu werfen und zu glauben, dass einen dort eine erholsame Nacht erwartet, ist aber definitiv nicht unter 1,5 Promille zu empfehlen. (Trotzdem mal ausprobieren!)

Professionelle Wald- und Wiesenschläfer wissen hingegen vor allem eines: Wie man sich bettet, so schläft man auch. Daher ist Vorbereitung alles. Wichtig ist die Lage des Ortes, Windrichtung, Topografie und Vegetation, natürlich auch die Bodenbeschaffenheit. Schlafuntergrund sorgfältig säubern und gegen Kälte isolieren! Matten, Decken, kuschelige Tierfelle sind wichtig, ebenso eine schlichte Wetterschutzplane über dem Kopf (Tarp). Ein kleines Feuerchen hält Insekten ab, und das Taschenmesser in Griffweite dient ausschließlich der Nervenberuhigung. Passieren wird eh nie etwas!

Übrigens: Das Gerücht, wir würden im Schlaf unabsichtlich Spinnen schlucken, ist ein alter Mythos. Völlig an den Spinnenhaaren herbeigezogen.

Kontra
von Karin Bauer

Ich bin gern eins mit der Natur. Nur nicht nächtens, wehrlos schlafend. Ich glaube gerne, dass das Bett im Kornfeld immer frei ist – nur darf man sich da nicht aussuchen, wer noch drin ist. Nachtgesellen mit mehr als zwei Beinchen, solche, die in der Nacht nicht schlafen, sondern krabbeln, auf Expedition, auf Futtersuche und auf wer weiß was noch sind.

Bettgenossinnen und -genossen muss man sich aussuchen dürfen. Spontane Geselligkeit ist einem ruhigen Schlaf definitiv nicht zuträglich. Nicht einmal, wenn man sich wohlweislich von Ameisenstraßen, nächtlichen Spinnenpartys und anderen Veranstaltungen unter freiem Himmel fernhält. Bitte – ja, das Vogelkonzert kurz vor Sonnenaufgang ist wunderbar. Aber: herrlich, sich im Mai kurz vor fünf Uhr Früh aus dem Fenster zu lehnen und von dort aus zu lauschen.

Vor allem wenn man ganz entspannt in dem Wissen aufsteht, nachts nicht unfreiwillig Spinnen verspeist zu haben. (RONDO, 13.6.2022)