Mit Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsproblemen fängt es an. Und es endet in der völligen Erschöpfung. Burnout ist das Symptom der Zeit. Viele haben aktuell den Eindruck, dass die Arbeit nie aufhört, dass immer etwas zu tun ist. Die Pandemie trägt ihren Teil dazu bei. Büroarbeiter rackern sich im Homeoffice ab, Ärztinnen und Pfleger in den Spitälern, Kassiererinnen im Supermarkt.

Zu viel tun oder das Falsche: Das sind also die Gründe, warum Menschen ausbrennen.
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Auch nach der Arbeit geht es weiter mit dem Erfüllen von (gesellschaftlichen) Erwartungen. Noch schnell dem Bekannten schreiben, denn man hat ihm ja so lange nicht geantwortet. Noch schnell Yoga machen, damit die Komplimente für die Bikinifigur gesichert sind. Noch schnell am Smartphone Vokabeln lernen, um den Lebenslauf mit einer neuen Sprache aufzupolieren. Und vor dem Schlafengehen nochmals E-Mails checken, sonst verpasst man vielleicht eine wichtige Mail der Chefin. "So ziemlich alle wollen uneingeschränkt leistungsfähig sein, sind rund um die Uhr online und gönnen sich wenig Zeit für sich selbst. Das sind gute Voraussetzungen fürs Ausbrennen", sagte der Neurologe Wolfgang Lalouschek treffend.

Was will ich eigentlich?

Aber nicht nur das permanente Erbringen einer Leistung führt dazu, dass Menschen ins Burnout schlittern. Auch der Verrat an sich selbst. Das zeigte eine Studie, für die Burnout-Patientinnen und -Patienten befragt wurden. Sie zeigt, branchen- und hierarchieübergreifend: Wenn jemand über einen längeren Zeitraum hinweg permanent seine Bedürfnisse überging, seine eigenen Werte ignorierte, konnte er irgendwann nicht mehr. In den Interviews gab ein Großteil der Befragten an, "eine Show abgezogen" zu haben. Sie hatten einen Job angenommen, nur weil er viel Geld bringt, ein Studium begonnen, nur weil die Eltern es sich so erhofft hatten.

Zu viel tun oder das Falsche: Das sind also die Gründe, warum Menschen ausbrennen. Dieser Erkenntnis folgend, lohnt es sich, sich nicht nur regelmäßig zu fragen: Kann ich noch? Sondern auch: Will ich noch? Und: Was will ich wirklich? Um dann vielleicht herauszufinden, dass es etwas anderes ist als lange gedacht. (lib, 22.6.2021)