Seit der Corona-Krise hat die Belastung für Elementarpädagoginnen und -pädagogen zugenommen: 90 Prozent berichten von stetig ansteigenden Anforderungen in ihrem Arbeitsalltag. Das zeigen die Ergebnisse zweier Studien der Fakultät für Psychologie der Universität Wien. Im Zuge einer Online-Umfrage wurden mehr als 600 Pädagogen während des dritten Lockdowns im Frühjahr 2021 befragt, zehn Beschäftigte aus verschiedenen Altersgruppen wurden zusätzlich einzeln interviewt.

Die große Mehrheit der Befragten (79 Prozent) gab an, aktuell unter hohem Zeitdruck zu stehen, und zwei Drittel berichteten von häufigem Stress. Besonders belastend sei während der Zeit der Kindergartenschließungen außerdem der ausbleibende direkte Kontakt und die damit einhergehende Sorge um die Kinder und ihre Familien gewesen. Die Befragten gaben jedoch auch an, aus der Krise gelernt und diverse Kompetenzen erworben und weiterentwickelt zu haben – von Medien- und Führungskompetenzen über eine neue Flexibilität im Umgang mit Unsicherheiten bis hin zu besseren Hygienekonzepten.

Acht von zehn Elementarpädagogen berichteten von einem Ungleichgewicht zwischen Arbeitsanforderungen und Wertschätzung.
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Ungleichgewicht

Mehr als 80 Prozent der Befragten berichteten von einem aktuellen Ungleichgewicht zwischen Arbeitsanforderungen und als lohnend empfundenen Aspekten. Gravierend sei laut den Studienautorinnen, wie gering die Wertschätzung im Verhältnis zu der geleisteten Arbeit wahrgenommen wird: Knapp zwei Drittel empfinden die Anerkennung als nicht angemessen, und acht von zehn bewerten das Gehalt als zu gering. Dabei stellt die Tätigkeit für viele eine anhaltende Belastung dar: 67 Prozent denken bereits beim Aufwachen und 71 Prozent noch beim Schlafengehen über die Arbeit nach.

Als Herausforderungen wurden von den Pädagoginnen und Pädagogen jedoch nicht nur Corona-spezifische Faktoren genannt. Vielmehr zeigte sich, was sich auch in zahlreichen anderen Gesellschaftsbereichen gezeigt habe: dass die Pandemie bestehende Missstände sichtbar macht und verstärkt. So zählten der Personalmangel, die damit verbundene Notwendigkeit, zu große Gruppen zu betreuen und sich mit Kolleginnen und Kollegen in der Betreuung zu koordinieren zu den größten Problemen. Aber auch der administrative Aufwand und die Schwierigkeit, eine gesunde Work-Life-Balance herzustellen, sind Herausforderungen im Arbeitsalltag. Daneben stellten auch die Einhaltung der Maßnahmen und die ständige Angst vor Ansteckung große Belastungen dar.

Learnings aus der Krise

Die Befragten konnten aber auch eine Reihe positiver Aspekte ihrer Krisenbewältigung benennen. Zum einen führte die erzwungene Digitalisierung durch das Distance-Learning zu einem enormen Zugewinn an Medienkompetenz. Ebenso gaben die Teilnehmenden häufig an, ihre Arbeitsweise habe sich verändert: Man habe die Teamarbeit verstärkt und sich deutlich mehr Flexibilität angeeignet. Dazu zählten die Fähigkeiten, spontan Alternativen zu finden und umzuplanen, Abläufe an neue Anforderungen anzupassen, Problemlösungsstrategien zu entwickeln und Abweichungen vom normalen Ablauf gelassener gegenüberzustehen.

Viele Pädagoginnen und Pädagogen beobachteten bei sich außerdem einen Zugewinn an Selbstständigkeit und Führungskompetenz. Zudem wurde mehrmals berichtet, dass sich die Kenntnisse zu Hygienemaßnahmen verbessert hätten. Dies werde laut den Studienautorinnen in Zukunft allen Beteiligten zugutekommen – in Hinblick darauf, wie häufig sich in Kindergärten verschiedene weniger gefährliche Krankheiten verbreiten. (dang, 19.5.2021)