Während die Schulen seit Montag offen sind und am Mittwoch das halbe Land aufsperrt, bleiben Hochschulen ein Ort, den Studierende nur aus dunkler Erinnerung kennen. Oder gar nicht: Viele haben bald die Hälfte des Bachelor-Studiums oder fast den ganzen Master hinter sich, ohne je im Hörsaal gesessen zu sein. Von der Vorstellung eines Studiums mit Diskussionen, Bekanntschaften und persönlichem Wachstum ist diese Realität weit entfernt.

Die Hörsäle der österreichischen Universitäten werden wohl noch bis Herbst leer bleiben.
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Bis zum Sommer dürfte sich das trotz sinkender Infektionszahlen, Impfungen und Uni-Teststraßen kaum ändern. Klar, keiner hat dieses Semester mit flächendeckender Präsenzlehre gerechnet. Große Vorlesungen sind mit Abstand kaum möglich, und während des Semesters den ganzen Lehrplan umzumodeln ist eine Herkulesaufgabe. Doch viele hofften auf hybride Kurse, Seminare und Labore vor Ort. Immerhin kündigte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) im März Zutrittstests dafür an.

Doch passiert ist da wenig. Wieso dürfen 25 Schüler den halben Tag in der Klasse sitzen, aber 40 getestete – und bald geimpfte – Studierende im zweistündigen Labor sind zu viel? Warum werden sie nicht dreimal wöchentlich getestet? Die rund 350.000 Studierenden haben kaum eine Lobby. Sie wechselten als Erste mit großer Disziplin ins Distance-Learning. Nun hängen sie weiter in der Luft und leiden oft unter der psychischen Belastung. Sie brauchen endlich eine Perspektive und einen Minister, der die Öffnungen an den Unis forciert. (Selina Thaler, 18.5.2021)