Wegen eines gefährlichen Sabotageakts ist das Trailparadies vorerst geschlossen.

Foto: Trailwerk Wachau - Chris Laistler Branding Brothers

Mautern an der Donau – Für die große Mountainbike-Community rund um das Stift Göttweig in Niederösterreich ist es ein trauriger Saisonstart. Wegen eines gefährlichen Sabotageaktes auf einer der mittlerweile 15 legalen und eigens für Mountainbiker errichteten Strecken müssen vorerst alle Trails geschlossen bleiben. Vergangenen Mittwoch entdeckten Mountainbiker nahe dem Kreuzungsbereich auf einem Trail am Göttweiger Berg einen in Achshöhe gespannten Draht und mehrere umgesägte Wegweiser. Die Falle wurde entdeckt, bevor jemand zu Schaden kam.

Dennoch sitzt bei den Verantwortlichen von Trailwerk Wachau, dem ehrenamtlichen Verein hinter dem nicht kommerziellen Mountainbike-Paradies, der Schock tief. In mehr als 9.000 Stunden haben gut 120 freiwillige Helferinnen und Helfer des Vereins mit dem Einverständnis der Grundeigentümer, dem Göttweiger Benediktinerorden, mittlerweile 25 Kilometer legaler, eigens für Mountainbiker errichteter Trails geschaffen. "Unser Projekt lebt vom Miteinander. Wir haben bisher nur positive Rückmeldungen und konstruktive Kritik erhalten, umso ratloser hinterlässt uns dieser Sabotageakt", erklärt Vereinsobmann Martin Samek.

Friedensangebot des Vereins

Er sei vor allem glücklich, dass niemand zu Schaden gekommen ist, sagt Samek. Dennoch ermitteln mittlerweile Polizei und Staatsanwaltschaft wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit gegen unbekannt und Sachbeschädigung, wie die Polizeiinspektion Mautern an der Donau bestätigt. Auch erste Hinweise auf den oder die Täter gibt es. Die Person muss ortskundig gewesen sein und hat zudem Affinität zu Wein- oder Obstbau, da für die Falle Spalierdraht verwendet wurde. Sowohl die Behörden als auch Trailwerk bitten etwaige Zeugen, sich mit Hinweisen an die Polizeiinspektion Mautern zu wenden.

Seitens des Vereins setzt man auf Deeskalation, wie Samek betont: "Ein Pater des Stiftes meinte, dass es sich womöglich um eine Person handelt, die sich schwer tut, ihre Kritik zu formulieren." Diesen Gedanken hat man im Trailwerk aufgegriffen und sich die Stelle genauer angesehen. "Es ist direkt vor dem Kreuzungsbereich zu einem Wanderweg auf der Strecke Plan B. Vielleicht störte die Lösung hier jemanden?" Und so haben die Mountainbiker nun kurzerhand ein Gatter errichtet, das den Trail noch einmal sichtbarer vom Wanderweg abgrenzt, Radler müssen absteigen und ihr Rad durchschieben.

Gutes Einvernehmen mit Wanderern

"Vielleicht löst das den Konflikt schon?", hofft Obmann Samek. Zudem ruft der Verein in den Gemeindezeitungen der Region dazu auf, Kritik am Projekt oder Strecken auch anonym per E-Mail oder Post zuzuschicken, damit man darauf reagieren könne. Woher der gefährliche Zorn rühren könnte, ist Samek unklar: "Wir befahren keinen einzigen Wanderweg, wir nehmen niemandem etwas weg und haben unsere eigenen Strecken gebaut. Zudem pflegen wir die Wanderwege mit, haben Stiegen eingebaut an steilen Stellen und mähen im Sommer."

Vorerst müssen aber sämtliche Strecken aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben. Das Risiko, bei einem erneuten Anschlag Verletzte oder Schlimmeres zu riskieren, ist zu groß. Derzeit wird mithilfe von Rechtsanwälten geklärt, wie man weitermachen und hoffentlich bald wieder öffnen kann. "Wir müssen uns nun leider überlegen, wie weiter. Denn damit haben wir nicht gerechnet", bedauert Samek die Folgen des Sabotageakts. "Vor allem die vielen Kinder und Jugendlichen, die mittlerweile unsere Trails nutzen, tun mir leid."

Gemeinsam mit Stift eine Lösung geschaffen

Trailwerk Wachau ist vor drei Jahren entstanden, als das Stift Göttweig auf die lokale Mountainbike-Community zuging und ihr das Angebot gemacht hat, in Teilen des Stiftswaldes Trails anzulegen. Hintergrund des Offerts war zunehmender Nutzungsdruck durch Erholungssuchende und Freizeitsportler in den Wäldern des Stiftes. Anstatt aber die Mountainbiker auszusperren, machte der Orden einen Schritt auf sie zu, wie Samek erzählt: "Sie traten an uns heran, um eine Lösung zu finden, statt den Berg zu sperren."

Um Konflikten mit Wanderern vorzubeugen, äußerten sich die Biker zuerst skeptisch gegenüber Plänen des Stifts, Shared Trails zu schaffen, weil in der Region zu viele Wanderer unterwegs sind. Schließlich stimmte das Stift den Plänen von Trailwerk Wachau zu, eigene Strecken nur für Mountainbiker zu errichten, und so entstand ein in Österreich bisher einzigartiges Paradies. Ohne kommerziellen Hintergrund und damit verbundenen Verwertungsdruck haben Mountainbike-Enthusiasten eine Vielfalt an Trails geschaffen. Zudem sorgen sie mit ihrem Engagement dafür, das positive Image des Sportes zu stärken und das Miteinander am Berg anschaulich vorzuleben. (Steffen Arora, 19.5.2021)