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Charles Grodin war Spezialist für unsichere Männertypen, zuerst am Broadway, dann im Film.

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Ein Mann heiratet, er fährt auf Hochzeitsreise und verliebt sich am Strand in die nächste Frau – eine Schönheit, deren Anblick ihn wie die Sonne blendet. Das Resultat: fatal. Aber gute Komödien sind bekanntlich missglückte Tragödien. The Heartbreak Kid (1972) von Elaine May gehört ganz bestimmt zu den besten des US-Kinos. Den Herzensbrecher spielte damals Charles Grodin: kein großer Aufreißertyp, sondern einer, der in einer verhaltenen, fast schüchternen Art zu gefallen wusste und dem Furor seiner betrogenen Ehefrau fast hilflos ausgeliefert erschien.

Harmlosigkeit als Tarnung

Hierzulande ist Grodin besser für die Thrillerkomödie Midnight Run (1988) bekannt, in der er an der Handfessel Robert De Niros einen Mafia-Buchhalter verkörpert – und jenem als Dampfplauderer den letzten Nerv raubt. Die äußerliche Harmlosigkeit ist bei diesem Komödianten stets nur Tarnung. Dahinter lässt er den Launen seiner Charaktere freien Lauf, auch in der populären Familienkomödie Beethoven, in der er als Vater mit dem Hund im Haus konkurriert.

Am Anfang von Grodins Karriere stand der Broadway, wo er bereits in den frühen 1960ern in Rollen unsicherer Männer reüssierte und später Regie führte. Seine erste bedeutende Filmnebenrolle hatte er in Roman Polanskis Rosemary’s Baby (1968). Grodin, stets ein Garant für pointierte Aussagen, blieb zeitlebens ein beliebter Talkshowgast, anekdotischen Erinnerungen widmete er sich auch in mehreren Büchern. Gutes Schauspiel sei Denken vor der Kamera, sagte er einmal: "Ich füge nur etwas Sinn für Humor hinzu." Am Mittwoch ist Charles Grodin im Alter von 86 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben. (Dominik Kamalzadeh, 19.5.2021)