Bohren, tropfen, warten – und nicht schummeln: Bei den digitalen Corona-Selbsttests wird auf Eigenverantwortung gesetzt.

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An alle, die der Annahme waren, für die jetzt digital einzuspeisenden Selbsttests könnten eigene Testkits mit Identifikationsnummer zur Anwendung kommen – das ist ein Irrtum. Es handelt sich genau um jene Stäbchen, die seit März in den Apotheken gratis ausgegeben werden. Mittlerweile sind sie auch nicht mehr überall vergriffen. Und demnächst soll es statt fünf gleich zehn Stück pro Person und Monat geben.

Bohren, schütteln, hoffen

Beim STANDARD-Selbsttest kommt das Modell "Real Tech" zum Einsatz. Die Anwendung selbst ist mittlerweile wahrscheinlich jedem relativ gut bekannt: Stäbchen, Eprouvette und Plastikplättchen, auf dem das abgenommene Sekret aufgetragen wird, auspacken; Flüssigkeit in das Miniaturreagenzglas einfüllen; Teststäbchen aus der Nase direkt in die Flüssigkeit stecken. Ein bisschen herumrühren, Stöpsel drauf und auf das Plastikplättchen auftragen. Danach bleibt noch abwarten und auf C hoffen. Offiziell steht der Buchstabe für "Control", besagt also, dass der Test korrekt durchgeführt wurde. Individuell bedeutet C im Bestfall auch Corona-frei, nämlich dann, wenn sonst kein Strich auf dem Testplättchen erscheint.

Wer das Ganze als Eintrittskarte für Wirtshaus und Co verwenden will, sollte besser Sorge tragen, dass das kleine Chemieexperiment bereits vor dem Hochladen auf der vom Land Niederösterreich bereitgestellten Website abgeschlossen ist. Denn auf notrufnoe.com/selbsttestung legt man es zackig an. Kaum auf den roten Knopf mit der Aufschrift "Hier geht's zur Selbsttestplattform" geklickt und die Handynummer zur Übermittlung eines SMS-Codes eingetragen, ist er auch schon auf dem Display. Schritt zwei: Name, Adresse und Sozialversicherungsnummer werden abgefragt. Jetzt Code eingeben, ankreuzen, ob der Test eh negativ war und Fotos hochladen.

Permanent zerstört

Dass der Selbsttest bereits vom Vortag stammt, interessiert hier niemanden. Hauptsache, es steht der SMS-Code drauf und es gibt Beweisfotos von vor und nach seiner Zerstörung. Wie das erledigt werden soll? Permanentmarker!

Ist das alles erledigt, geht es flott: Binnen Sekunden landet der Link zum Testergebnis auf dem Mobiltelefon. Der Schlüsselsatz zu 24 Stunden Freiheit lautet: "Das am 19.05.2021 08:13 von XXX XXXX, geb. XXXXXX eingemeldete Ergebnis des SELBST durchgeführten Antigen-Schnelltests ist NEGATIV."

Fazit der Selbstbefundung

Fazit: Bei der digitalen Selbstbefundung wird viel Vertrauen in den Einzelnen gesetzt. Wer unwillig ist oder wem die Einsicht fehlt, dass ohne Teststrategie die eigene Freiheit wie die der anderen erneut gefährdet sind, wird Wege finden, um sich herumzuschummeln.

Wer die neuen Regeln ernst nimmt, hat neben dem Wohnzimmertest aber noch eine Reihe weiterer Möglichkeiten, um nachzuweisen, dass keine Covid-19-Infektion vorliegt. Zertifikate stellen etwa Teststellen wie Apotheken, Teststraßen oder Labore aus. In Wien kann alternativ die Schnupfenbox aufgesucht werden, oder man gurgelt daheim vor dem Computer. Darüber hinaus gibt es folgende Wege zur Eintrittskarte in die Post-Lockdown-Zeit: kostenpflichtige Antikörpertests, Nachweis der Corona-Schutzimpfung, ein Quarantänebescheid aus den vergangenen sechs Wochen oder ein nachträglich ausgestelltes Attest von Arzt oder Ärztin. (Karin Riss, 19.5.2021)