Karl Schmidhofer: "Ich kann es mir leisten, ÖSV-Präsident zu sein."

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Sein ÖVP-Nationalratsmandat wird Karl Schmidhofer zurücklegen, wenn ihn die Länderkonferenz des Skiverbands am 19. Juni in Villach zum ÖSV-Präsidenten kürt. Der ehemalige Seilbahner und Unternehmensberater hat quasi seine Schäfchen im Trockenen. "Ich kann es mir leisten, ÖSV-Präsident zu sein." Er soll Peter Schröcksnadel (79) folgen, der seit 1990 amtierte. Am Dienstag entschied sich auch "sein" steirischer Landesverband, Schmidhofers Kandidatur zu unterstützen, damit weiß dieser zumindest sieben Landesverbände schon hinter sich, auch eine Wahlstimmenmehrheit ist ihm gewiss. Die bisherigen Kandidaten Michael Walchhofer und Renate Götschl gaben am Mittwoch ihren Verzicht bekannt. Noch in der Nacht nach dem Salzburger Meeting fuhr Schmidhofer nach Wien zur Nationalratssitzung.

STANDARD: Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. Die Skination hat sehr überrascht darauf reagiert, dass Sie aus dem Duell zwischen Michael Walchhofer und Renate Götschl als Sieger hervorgehen dürften. Wie überrascht waren oder sind Sie selbst?

Schmidhofer: Ich war extrem überrascht. Dabei bin ich allerhand gewohnt, weil ich aus der Wirtschaft und speziell der Firmensanierung komme, da habe ich auch schon einiges erlebt. Ich bin als Landesverbandspräsident in diese Sitzung hineingegangen und hätte nie gedacht, dass ich so wieder herauskomme.

STANDARD: Wie hat sich das ergeben?

Schmidhofer: Es sind zwei Wahlvorschläge eingebracht worden, doch die Landesverbände konnten sich auf keinen davon mehrheitlich einigen. Kurz vor Mitternacht hat mein niederösterreichischer Kollege Wolfgang Labenbacher dann plötzlich mich ins Spiel gebracht.

STANDARD: Ohne das vorher mit Ihnen abzuklären?

Schmidhofer: Es war nicht besprochen. Ich hab sofort um eine WC-Pause gebeten. Das war auch deshalb wichtig, weil ich unbedingt meine Frau anrufen musste. Ich habe sie Gott sei Dank trotz der späten Stunde noch erreicht und konnte mit ihr bereden, ob ich wirklich kandidieren soll. Sie war dafür, ansonsten hätte ich nicht zusagen können.

STANDARD: Sechs Landesverbände stimmten für Sie als Kandidaten bei der ÖSV-Präsidentenkür Mitte Juni, drei haben sich enthalten: Tirol, Vorarlberg und die Steiermark. Das sind freilich drei der vier mitgliederstärksten Verbände, und so gesehen hätten Sie gar keine Mehrheit, weil sich die Wahlstimmen nach der Mitgliederzahl richten.

Schmidhofer: Ich bin zufrieden damit, dass ich sechs Länder gleich hinter mir gewusst habe. Natürlich wären bei der Länderkonferenz einstimmige Beschlüsse anzustreben. Ich kann berichten, in der Steiermark gibt es schon Klarheit, mein Verband hat sich entschieden, meine Kandidatur zu unterstützen. Das ist dann schon eine Mehrheit. Vorarlberg will ebenfalls mitstimmen, ist prinzipiell auf meiner Linie. Ich sehe auch Tirol keinesfalls als Gegner. Besonders hat mich gefreut, dass auch der Wiener Verbandspräsident Hermann Gruber für mich gevotet hat. Er ist einer, der sich in der Wirtschaft auch sehr gut geschlagen hat, und er hat gesehen, dass das eine vernünftige Lösung ist.

STANDARD: Der steirische Landesverband hat in den vergangenen Monaten viele Positionen bezogen. Zuerst stand er hinter Walchhofer, dann klarerweise hinter Götschl, nun kandidieren Sie für die ÖSV-Präsidentschaft. Aus anderen Verbänden hörte man immer wieder, dass großer Druck auf sie ausgeübt wurde. Haben auch Sie diesen Druck gespürt?

Schmidhofer: Das kann ich verneinen. Vielleicht auch deshalb, weil die Sache für die Steiermark immer völlig klar gewesen ist. Und ich nehme für mich in Anspruch, ich bin stark genug, dass kaum jemand versuchen wird, mich unter Druck zu setzen.

STANDARD: Welche Vorstellungen oder Wünsche hätten Sie, Ihre Kür vorausgesetzt, zur Zusammensetzung Ihres Präsidiums?

Schmidhofer: Ich wünsche mir auf jeden Fall ein Präsidium, in dem auch Frauen vertreten sind. Und ich würde mich wirklich freuen, wenn Michael Walchhofer als Vizepräsident weiterhin zur Verfügung steht. Er hat Sportkompetenz und viele andere Qualitäten. Aber natürlich liegt es jetzt an den Landesverbänden, ihre Vorschläge zu deponieren.

STANDARD: Es ist viel über die ÖSV-Tochtergesellschaften geredet worden, an denen das wirtschaftliche Fortkommen des Verbands hängt. Schröcksnadel war ÖSV-Präsident und Geschäftsführer dieser Gesellschaften. Eine Personalunion, die auch Sie anstreben?

Schmidhofer: Natürlich sind mir neben den sportlichen die wirtschaftlichen Agenden sehr wichtig. Diese Gesellschaften erwirtschaften die Erträge für den ÖSV. Ich bin ein Mann der Wirtschaft. In den Seilbahnbetrieben, in denen ich tätig war, war ich ebenfalls in mehreren Gesellschaften Geschäftsführer, das bin ich gewohnt, das ist für mich kein Problem. Und ich gehe auch davon aus, dass die Zusammenarbeit mit ÖSV-Geschäftsführer Christian Scherer gut klappen wird. Professor Schröcksnadel hat mehrmals berichtet, dass der Übergang vom früheren Geschäftsführer Klaus Leistner zu Scherer ausgezeichnet funktioniert hat.

STANDARD: Hatten Sie, seit Sie als sein Nachfolgekandidat aus der Salzburger Sitzung kamen, schon Kontakt mit Schröcksnadel?

Schmidhofer: Ich habe ihm kurz geschrieben. Vielleicht telefonieren wir bald. Wir haben ein gutes Verhältnis. Vor kurzem habe ich mich mit einer privaten Bitte, die mit seinem Engagement in der Krebsforschung zu tun hatte, an ihn gewandt. Da hat er sofort reagiert und geholfen, das ist der Peter, das finde ich großartig.

STANDARD: Sie sitzen als Abgeordneter für die ÖVP im Nationalrat. Was wird aus Ihrem Mandat, wenn Sie ÖSV-Präsident werden?

Schmidhofer: Dann lege ich das Mandat zurück. Die Präsidentschaft in diesem Verband mit so vielen Mitarbeitern und so viel Verantwortung wäre mit dem Mandat niemals vereinbar. Das ist ein Fulltimejob.

STANDARD: Es ist aber auch ein ehrenamtlicher Job.

Schmidhofer: Ich hatte Beteiligungen an diversen Seilbahnen, die konnte ich schon vor einiger Zeit sehr gut verkaufen. Später war ich noch in der Unternehmensberatung tätig. Aber ich hab meine finanzielle Ausstattung, ich kann es mir sozusagen leisten, ÖSV-Präsident zu sein. Vor zehn Jahren wäre sich das noch nicht ausgegangen, aber jetzt bin ich ja schon 59.

STANDARD: Walchhofer und auch Götschl ist von einigen Seite ihre Nähe zur ÖVP vorgeworfen worden. Bei Ihnen ist diese Nähe noch viel größer.

Schmidhofer: Wo ich aufgewachsen bin, hat es de facto keine andere Partei gegeben. Da gab es die ÖVP und die Kirche, da war man fast automatisch dabei. Aber ich bin vor allem ein Wirtschaftsplayer. Und im Nationalrat sitze ich, weil ich vor zwei Jahren nach dem tragischen Tod einer Abgeordneten nachgerückt bin. Ich nehme das sehr ernst, ich habe keine einzige Sitzung versäumt.

STANDARD: Stimmt es, dass Sie unmittelbar nach dem ÖSV-Meeting in Salzburg nach Wien gefahren sind, weil eine Nationalratssitzung anstand?

Schmidhofer: Ich habe mich um halb drei in der Früh ins Auto gesetzt, war drei Stunden später in Wien, habe im Hotel eingecheckt, geduscht und mich umgezogen. Geschlafen habe ich praktisch nichts.

STANDARD: Sie sind selbst gefahren?

Schmidhofer: Ich fahre immer selbst. Ich trinke nichts, ich hab auch gestern nur Wasser getrunken, mit einer solchen Belastung kann ich gut umgehen. Solche Belastungen gibt es ja auch immer wieder im Präsidentenamt. (Fritz Neumann, 19.5.2021)