Martin Grubinger, einer der weltbesten Schlagwerker, äußert sich nicht zu seiner Kolumnen-"Pause" in der "Krone".

Foto: imago/Rudolf Gigler

Was wurde eigentlich aus der kritischen Kolumne von Schlagwerker Martin Grubinger in der "Salzburg-Krone"? Leserinnen und Leser fragten das sich und den STANDARD – und der bat den Chefredakteur der "Salzburg-Krone" um eine Erklärung. Claus Pandí begründet die Pause etwa mit "zuletzt inhaltlich intensiven Diskussionen" und "Polarisierung", er hoffe auf eine baldige Rückkehr Grubingers als Kolumnist und verweist auf einen Gastbeitrag und Gespräche über weitere von Julya Rabinowich, die auch für den STANDARD schreibt.

Pandís Erklärung zu Grubingers Kolumnenpause:

"Martin Grubinger ist ein großartiger Musiker und auch ein persönlicher Freund. Mir war und ist es eine Freude, dass ich ihn als Kolumnisten gewinnen konnte. Für mich sind Grubingers Kolumnen die Ansichten eines politisch engagierten Menschen und als solche eine Bereicherung für die Zeitung. Vor allem, wenn es um das Leben auf dem Land, um Sozialthemen und zuletzt auch oft um die Probleme der Künstler gegangen ist.

Auch seine sehr persönlichen Meinungen zu tagesaktueller Politik schätze ich trotz immer wiederkehrender Kontroversen. Ich hoffe, dass er bald wieder die Zeit und die Lust findet, für uns zu schreiben.

Zuletzt hatten wir inhaltlich intensive Diskussionen. Das ist, wie Sie wissen, ein zeitintensiver Prozess mit vielen Arbeitsschritten. Das führt oft, aber nicht immer zu einem für beide Seiten befriedigenden Erfolg.

In meinem Verständnis der Meinungsvielfalt strebe ich nach Positionen der Mitte und möglichst keiner regelmäßigen Parteinahme. In meinem Verständnis will ich keinen Beitrag zu einer Vertiefung der Polarisierung einer ohnehin polarisierten Gesellschaft leisten.

Der Erfolg der 'Salzburg-Krone' liegt unter anderem an einer Positionierung einer Zeitung, die sich nach meiner Vorstellung als unabhängige Vermittlerin unterschiedlicher Werte und Haltungen, aber dennoch gemäßigter Positionen versteht.

Erst vor einigen Tagen hatte ich Julya Rabinowich, die auch für den STANDARD schreibt, als Gastkolumnistin bei mir. Julya und ich sind in Gesprächen über eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit.

Ich selbst bemühe mich in der Zeitung und auch in den sozialen Medien – vor allem in einer Zeit der großen Gereiztheit – bei aller Pointiertheit um eine Wahrung der rechtlichen und publizistischen Grenzen und um einen respektvollen Umgang auch mit von mir Kritisierten.

Ein Künstler wie Martin Grubinger verlässt sich naturgemäß mehr auf die emotionale Seite. Das schätze ich außerordentlich. Vor allem in den vielen persönlichen Gesprächen hat mir Martin Grubinger immer wieder sehr geholfen, meinen Horizont zu erweitern. Den hoffe ich auch immer wieder meinen Lesern eröffnen zu können."

"Geistig-moralischer Neustart in Grün"

Zwei Jahre schrieb der Martin Grubinger, einer der weltbesten Schlagwerker und Professor am Salzburger Mozarteum, seine Kolumne "Schlagfertig" in der "Salzburg-Krone" und auf krone.at. Im Februar noch sah er die Regierung am Ende und rief den Koalitionspartner der ÖVP zu einem "geistig-moralischen Neustart in Grün" auf. Sie mögen die Regierung verlassen und mit den übrigen Parteien, ÖVP inklusive, eine unabhängige Expertenregierung im Parlament stützen, "die Österreich bis zum Ende dieser Pandemie mit den kompetentesten Köpfen, die dieses Land aufbieten kann, in ruhigere Gewässer führt". Denn: "Dann besteht die einmalige Chance, endlich die strengsten Antikorruptionsgesetze Europas umzusetzen."

Im März teilte die "Salzburg-Krone" ihren Leserinnen und Lesern mit, dass Grubinger eine "große Pause" einlege. Nicht alle Pausen seien freiwillig, hieß es in dem Text. Und: Man halte Grubinger diesen Platz frei.

DER STANDARD bat Grubinger Dienstag über sein Management um Stellungnahme, er war dafür nicht erreichbar.

"Der Bundeskanzler zeigt, nicht ganz überraschend, eine Neigung zu totalitärem Gedankengut. Wer also jetzt die Weichen stellt, kann danach mit neuer Programmatik und offensiver Kommunikation in die Vollen gehen", sagte Grubinger im April im STANDARD-Interview. (fid, 19.5.2021)