Es ist Zeit für ein Geständnis: Ich war lange kein Kaffeetrinker. Erst die Arbeit im Büro hat mich dazu gemacht, mehr aus Gründen der Koffeinzufuhr denn wegen des Geschmacks. Mittlerweile habe ich mich natürlich daran gewöhnt. Mein Lieblingsgetränk wird heißer Kaffee aber trotzdem in diesem Leben nicht mehr, trotz allerlei Versuchen mit Espressokanne, Filtermaschine und Aeropress.

Vor ein paar Jahren entdeckte ich dann allerdings Cold Brew, also "kalt gebrühten" Kaffee. Milderer, süßerer – anders gesagt: wesentlich angenehmerer – Geschmack, ohne auf den Koffein-Kick verzichten zu müssen. Weil mich gekaufte Varianten nicht ganz zufriedenstellten, das Ergebnis von "Immersion-Brewing" (der Kaffee wird zig Stunden lang in Wasser versenkt) für mich heiß gebrühtem Kaffee zu ähnlich ist und mir Drip-Systeme zu umständlich sind, tüftelte ich alsbald an eigenen Lösungen.

Eine – zugegeben künstlerisch wenig anspruchsvolle – Visualisierung des Konzepts hinter dem Cold-Brew-Apparat.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Eiswürfel-Drip

Eine davon sieht die Verwendung von Eiswürfeln vor, die durch ihr langsames Abschmelzen einen stetigen Wasserfluss erzeugen, der sich langsam durch gemahlenen Kaffee arbeitet. Ein Mittelding aus der Immersions- und Dripmethode also. Das Experiment gipfelte in einer Konstruktion aus einem zylindrischen Messbecher mit hineingedrillten Löchern, in einen Papierfilter eingewickeltem Kaffee und darauf gestapelten Eiswürfeln. Es funktionierte prinzipiell, war aber umständlich einzurichten und hatte ästhetisch sehr starken "Verrückter Wissenschafter aus einem Horrorfilm"-Vibe. Weswegen an dieser Stelle auch auf ein Foto verzichtet wird.

Ein 3D-Drucker als Neuzugang in meinem Haushalt hat mir nun allerdings neue Möglichkeiten beschert. Und nach einiger Tüftelei ist ein simpler, aber sehr praktischer Cold-Brew-Apparat entstanden.

Das Gefäß.
Foto: DER STANDARD/Pichler

How-to

Das Gerät besteht aus vier Elementen. Das buchstäblich zentrale Stück ist ein Dauerfilter, der allerdings zugekauft werden muss. Ich habe mich für Größe 2 entschieden, die relativ kompakt ist und auch in viele Gefäße passt, die keine Kaffeekanne mit breiter Öffnung sind. Der Durchmesser dieses Filtertyps liegt bei rund neun Zentimetern, 9,1 Zentimeter bei meinem Modell. Er kann einfach gereinigt werden und erspart ständiges Nachkaufen von Papierfiltern.

Element Nummer zwei ist ein Gefäß mit breiter Auflagefläche für "Kompatibilität" mit Gläsern und Kannen aller Art, abgeschrägter Innenwand sowie einem passgenauen Einlass, in welchen der Dauerfilter gesteckt wird. Über dem Filter selbst sitzt eine auf der Oberseite leicht konkave Scheibe mit kleinen Löchern. Sie verhindert den direkten Kontakt von Eiswürfeln und Kaffee (ich möchte ihn ja nicht schockfrosten) und steuert den Wasserfluss in Richtung Mitte, um eine gleichmäßige Durchnässung des Kaffees zu gewährleisten. Komplettiert wird das Cold-Brew-Set durch den obligatorischen Deckel.

Die Trennscheibe.

Konstruiert wurden die Teile in Autodesk Fusion 360. Dass meine Skills mit diesem Werkzeug noch eher begrenzt sind, dürfte bereits am futuristisch-zweckmäßigen Design des Apparats zu sehen sein. Die Bedienung ist dafür simpel: Kaffee in den Dauerfilter, Dauerfilter einhängen, Trennscheibe darauf, Eiswürfel einfüllen, optional zum Schnellstart des Tauvorgangs ein bisschen Warmwasser darüberleeren, Deckel drauf, abwarten.

Je nach Umgebungstemperatur und Effizienz der Eiswürfelstapelung entstehen so 0,5 bis 0,7 Liter Coldbrew in zehn bis 16 Stunden. Wer einen extra vorsichtigen Herstellungsprozess wünscht, kann Kanne plus Cold-Brew-Macher in den Kühlschrank verfrachten, wo eine gleichbleibend niedrige Temperatur herrscht. Der Geschmack kann weiters auch über Sorte und Röstgrad, Mahlgrad sowie die Füllmenge des Filters (ein guter Startpunkt sind ca. 70 Prozent der Höhe) variiert werden.

Anschließend müssen nur noch der Filter entleert sowie die Teile mit warmen Wasser und Spülmittel abgewaschen werden, und schon kann es von neuem losgehen.

Der fertige Apparat im Einsatz.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Hinweise und Download

Gedruckt wurde die Apparatur mit PLA, das in vielen Fällen lebensmittelsicher, also für diesen Einsatz unbedenklich ist (hier sind die Herstellerangaben zu beachten). Es hat allerdings den Nachteil, dass es nur bis rund 60 Grad formstabil und – im Gegensatz zum Dauerfilter – somit nicht geschirrspülertauglich ist. Natürlich lässt sich auch anderes, lebensmitteltaugliches Material für den Druck verwenden, das höhere Temperaturen aushält, ohne sich zu verformen. Beispielweise ABS oder PLA-HT, wobei auch hier das Kleingedruckte der Hersteller zu beachten ist. Optional kann zudem eine lebensmittelechte Beschichtung aufgetragen werden, um auch kleine Zwischenräume abzudecken, die speziell beim Schmelzschichtdruck (FDM) entstehen können.

Die druckbaren Bestandteile des Cold-Brew-Machers habe ich unter Creative-Commons-Lizenz (CC-BY-NC-SA 4.0) über die Plattform Thingiverse als STL- und STEP-Dateien bereitgestellt. Somit kann jeder diese nach Belieben skalieren, verändern und auf seinem eigenen 3D-Drucker oder in einem Makerlab ausdrucken. Happy tinkering! (Georg Pichler, 22.5.2021)