Gluckigluck.

Foto: stattGarten

Es war der Töpfer Thomas Forester, der 1870 in der Grafschaft Staffordshire einen Krug schuf, der jedoch vorerst als Dartmouth Pottery Gurgle Fish Jug Weltruhm erlang, um nun, rund 150 Jahre später, auch in Wien für Furore zu sorgen. Wie das? Liegt es an der Form? Forester schuf einen Fischkrug aus Keramik, der den Kopf auf seine Schwanzflosse stützt und dabei den Mund weit aufreißt.

Ichthyologen tippen auf einen Fisch aus der Gruppe der Karpfenartigen: Der Kopf und die Kiemendeckel sind schuppenfrei. Und auch das Fehlen der Fettflosse und die zahnlosen Kiefer stützen diese These. Jedoch, und das muss man hier schon schreiben, hätte Forester den Systematikern unter den Freunden fischförmiger Wasserkrüge die Bestimmung schon leichter machen können, wenn er die für die Cypriniformes typischen Ausstülpungen der Praemaxillare samt Kinethmoid ausgeformt hätte. Die nächsten Studien werden diesbezüglich entscheidend sein.

Dieser Wasserkrug wird von den meisten Eignern als liebgewordene Hässlichkeit beschrieben. Nicht jeder möchte dieses Kunstwerk auf seinem Esstisch stehen sehen. Das weit aufgerissene Fischmaul empfinden nicht alle als sonderlich ästhetisch. Jedoch, die Liebe zum Fischkrug ist auch keine auf den zweiten Blick; es ist vielmehr eine Begeisterung für das Geräusch, das der Fisch beim Einschenken und wieder Zurückstellen macht. Manche nennen es Glucksen, andere sprechen gedrechselt von Eruktation beziehungsweise Efflation. Man kann auch Bäuerchen, oder ein wenig deftiger, Rülpser dazu sagen. Auf jeden Fall sind es keine feinen Geräusche, die zu Damast und Elmayer passten. Womöglich wurde dieser Fischkrug verwendet, um die berühmten Bohnen-mit-Speck-Filmszenen mit Terence Hill und Bud Spencer lautmalerisch zu hinterlegen.

Hohe Nachfrage

Wie dem auch sei, Thomas Forester wäre mit der ungebremsten Nachfrage nach seinem Wasserkrug bestimmt sehr zufrieden. Dass dieser Krug jedoch mit dem Namen Gluckigluck im deutschsprachigen Europa versehen wurde, stimmte ihn bestimmt bitter. Gluckigluck dient sich einer dümmlichen Infantilisierung an, die dem englischen Gluggle Jug nicht gerecht wird. Da bekommt man dieses Teil von angeblichen Freunden geschenkt, heuchelt Freude und erfährt dann, dass es Gluckigluck heißt. Irgendwann wird es zu viel. Und doch stellt sich nach kurzer Zeit Freude ein. Denn dieser Fisch beendet bei Tisch hitzige Diskussionen, aggressiv geführte Streitgespräche und langweilige Fachmonologe – Kraft seiner nicht vorhersagbaren, glucksend-rülpsenden Geräusche, die er beim Einschenken und Zurückstellen von sich gibt. Auch spuckt er manchmal ein wenig beim Zurückstellen. Irgendetwas gerät da bei den Menschen um den Tisch herum in Schwingung. Sie lächeln milde und drehen in Folge die Gespräche in Richtung des harmlosen Fischs mit großer Wirkung.

Den Gluckigluck-Wasserkrug gibt es in Wien in mehreren Farben zu kaufen, womöglich sollte man sich die hellgraue Variante im Statt-Garten in der Kettenbrückengasse 14 nach dem nächsten Unlock genauer ansehen. Vermutlich hätte dieser auch Late Prince Philip gefallen, dem einst nebst seiner Gemahlin "The Lizz" beim Betrachten der ihnen im Rahmen ihres Besuchs des Britannia Naval College 1958 vorgestellten Gurgling Jugs Collection ein Lächeln über die Lippen gehuscht sein soll. (Gregor Fauma, 23.5.2021)