Sinnlich-intensive Rückbesinnung auf den Rave: "Si c’était de l’amour" von Patric Chiha.

Foto: Filmgarten

Bis zur Diagonale, dem Festival des österreichischen Films, sind es noch rund drei Wochen. Schon jetzt bietet das Frühlingskino des Filmarchivs Wien am Augartenspitz die Gelegenheit, aktuelle heimische Filme auf der Leinwand zu sehen – und das sogar open air (am Folgetag im Metro-Kino) und mit Gästen. Nicht wenige der gezeigten Produktionen sind Corona-Opfer, ihr Filmstart hat sich kontinuierlich verschoben. Darunter etwa Aufzeichnungen aus der Unterwelt von Tizza Covi und Rainer Frimmel. Der in Schwarz-Weiß gedrehte Dokumentarfilm ist eine großartige Hommage an das Wienerlied und jene Strizzis, die den Wiener Bezirk Meidling in den 1960er-Jahren in einen Hexenkessel verwandelten, der US-Gangstermilieus näher stand, als man vermutet hätte.

Weiters im Programm, das in Kooperation mit der Diagonale und der österreichischen Akademie des Films entstanden ist: Evi Romens Regiedebüt Hochwald über einen queeren Außenseiter in einem Südtiroler Bergdorf, Favorit beim heimischen Filmpreis, und Hubert Saupers Dokumentarfilm Epicentro, der sich mit Kuba und seiner wechselvollen Geschichte als Spielball von Weltmächten auseinandersetzt.

Filmgarten

Si c’était de l’amour (Wenn es Liebe wäre) von Patric Chiha läuft nicht nur im Augarten, sondern ab Freitag auch regulär im Le Studio. Die Probenarbeit an Gisèle Viennes Tanzstück Crowd, das sich mit der boomenden Rave-Szene der 1990er-Jahre beschäftigt, ist nicht nur in Zeiten des Social Distancings eine intensive Rückbesinnung auf poetisch kommunizierende Körper beim Tanz. Viennes entschleunigte Performance wird im Wechsel zum Medium Film zu einer Slow-Motion-Nahaufnahme sich taxierender Blicke und Gesten, die Chiha mit Dialogen der Performer durchsetzt. Diese erweitern die Rhythmen der Körper auch durch einen persönlichen Erfahrungshorizont. (kam, 20.5.2021)