Sieht bequem aus, ist es wahrscheinlich auch. Volleyballer bei der Arbeit. Bei den Frauen-Bewerben wird der Stoff schon deutlich weniger.

Foto: Imago Sportdienst

Es gibt Meldungen, die eine auf den ersten Blick meinen lassen, man befände sich im falschen Jahrzehnt, ach was, im falschen Jahrhundert. Eine des Sport-Informations-Dienstes, kurz SID, ist so eine: "Immer mehr Athletinnen wollen sich nicht mehr vorschreiben lassen, was sie tragen sollen." Gemeint sind die Dressen von Beachvolleyballerinnen* oder auch Handballerinnen. Da klingelt was: Richtig, die mussten doch mal in möglichst knappen Bikinis sporteln, in maximal minimalen Dressen – damit sie neben ihrer sportlichen Darbietung auch noch sonst "nett zum Anschauen" sind.

Körperbetont, bitte schön

Wirklich? Dagegen müssen sich Sportlerinnen tatsächlich heute noch in die Bresche werfen? Müssen sie. Die Internationale Handballföderation IHF legt fest, dass die Dressen für Frauen beim Beachhandball "körperbetont geschnitten" und an der Seite "höchstens 10 cm" breit geschnitten sein müssen. Dazu müssen sie enggeschnittene, bauchfreie Tops, "mit einem weit nach innen laufenden Armloch" tragen.

Ja, man glaubt es kaum, welche Kämpfe noch nötig sind. Es gehe darum, "frei entscheiden zu können, worin ich mich wohlfühle", sagte kürzlich die Beachvolleyballerin Karla Borger etwa. Frauen müssen bei einer genuin körperlichen und kompetitiven Betätigung noch immer argumentieren, dass man sich in den Sportklamotten doch bitte wohlfühlen sollte. Aufgabe einer Athletin ist also offenbar nach wie vor nicht allein ihre sportliche Leistung, sondern sie hat dazu ein Augenschmaus fürs männliche Auge zu sein.

Schlabberlook versus Minibikinihöschen

Sieht man vor diesem Hintergrund auch noch die superbequemen Sportklamotten der Beachvolleyballer, könnte da schon Wut hochkochen. Doch die deutsche Beachvolleyballerin Karla Borger schickte ihrer ohnehin schon zarten Kritik voraus, dass es nicht "vorrangig um Sexismus oder Sexualisierung" gehe. Nun ja, doch – genau darum geht es: vorrangig um Sexismus und Sexualisierung. Wenn Frauen in knappen Bikinihosen und ebenso knappen Oberteilen in internationale Bewerbe geschickt werden, während Männer keinen Gedanken daran verschwenden müssen, ob womöglich bei dieser oder jener Bewegung ein Hoden hervorblitzen könnte, ist es nichts anderes als Sexismus und Sexualisierung.

Nennen wir das Kind beim Namen

Nationalspielerin Miriam Bolduan vom deutschen Handballverein TuS Nettelstedt erzählt, dass wie viele andere auch ihr Team auf nationaler Ebene in Tank-Tops und Shorts spielt, während man beim ersten internationalen Auftritt im Bikini beim Aufwärmen und Dehnen schon mal denke: "Hoffentlich guckt jetzt keiner so genau." Weil es ja vor einem Bewerb nichts Wichtigeres gibt.

In Sachen Gleichstellung hat jedenfalls in diesem Feld offenbar wirklich keine*r hingeschaut. Höchste Zeit also, dass die Sportler*innen aufbegehren und hoffentlich künftig das Kind auch beim Namen nennen. Wegen Sexismus und der Sexualisierung wär's. (Beate Hausbichler, 26.5.2012)