Sebastian Loudon ist neuer Mehrheitseigentümer des Monatsmagazins "Datum". Den Spagat von Geschäft und Journalismus traut er sich mit der "starken" Redaktionsleiterin Elisalex Henckel Donnersmarck zu.

Foto: Datum, Gianmaria Gava

Das Cover der aktuellen "Datum"-Ausgabe

Foto: Cover, Datum

Dariadaria macht das nächste Heft. Die Sommernummer von Datum übernimmt dann David Schalko. Und Sebastian Loudon hat gerade erst den Verlag des Monatsmagazins übernommen.

Die Autorin und Influencerin Madeleine Alizadeh kennt man unter ihrem Pseudonym Dariadaria. Den Regisseur und Produzenten Schalko (Superfilm) spätestens seit Braunschlag, Altes Geld oder M – eine Stadt sucht einen Mörder. Und Sebastian Loudon (47)? Den kennt die Medienbranche jedenfalls sehr gut. Als Herausgeber* des Branchenmediums Horizont und kundiger Moderator vieler Branchendebatten, auch bei den Österreichischen Medientagen. Als Beinahe-Geschäftsführer der staatlichen Medienförderstelle RTR GmbH, für die er sechs Jahre gearbeitet hat. Seit 2016 als Repräsentant der deutschen Wochenzeitung Die Zeit in Österreich. Seit 2018 ist er Herausgeber und Mitgesellschafter von Datum. Und seit 22. März 2021 dessen Verleger.

Die Investoren und Lobbyisten Alexander Zach, ehemaliger Parteichef des Liberalen Forums, und Zoltán Aczél haben ihre Anteile nach fünf Jahren und der Sanierung der Datum-Verlagsgesellschaft Satzbau GmbH abgegeben.

Nicht gekauft zum Verkauf

Der Anlass, jedenfalls der von außen erkennbare, lässt erahnen, dass die Trennung keine einfache war: Profil berichtete über Aktivitäten der beiden Haupteigentümer in Slowenien, insbesondere Werbeschaltungen bei "Hetzmedien, die rechtsradikale und antisemitische Verschwörungstheorien verbreiten" (Profil). Die Holding der beiden ließ verlauten, die Schaltungen seien längst gestoppt; doch auf den Seiten dieser Medien fanden sich die Sujets zu dem Zeitpunkt noch immer.

Erst wurde kolportiert, Loudon ziehe sich aus Datum zurück; dann gingen doch die Mehrheitseigentümer. So hält Loudon nun 90 Prozent an einem Monatsmagazin, hat die nächsten Jahre einiges zu tun und schon viel zu sagen, wie er sich diese Zukunft vorstellt; über die Umstände seiner Verlegerwerdung äußert er sich nicht. Die übrigen zehn Prozent an Datum gehören dem ehemaligen Chefredakteur Stefan Apfl.

Auf Eigentümerseite solle jetzt "Ruhe einkehren", sagt Loudon: "Ich glaube, das bleibt jetzt so. Ich habe Datum nicht gekauft, um es wieder zu verkaufen." Unternehmerische Unabhängigkeit ohne Konzernanbindung sieht er als "Asset" für das Magazin. Als großes verlegerisches Vorbild nennt er Brand eins, das deutsche Wirtschaftsmagazin, und seinen "langjährigen Erfolg".

Noch 2000 Abos

Wann ist Datum für ihn ein Erfolg? "Es ist jetzt schon ein Erfolg, weil es sich selbst trägt und leichten Gewinn abwirft", sagt Loudon. Ein Geschäftsführergehalt für den Verleger geht sich damit noch nicht aus. Schmunzelnder Nachsatz: "Erfolg ist es dann, wenn ich auch davon leben kann." Mit 2000 Abos mehr soll sich das gut ausgehen.

"Rund 4000" bezahlte Abos zählt Loudon, rund 10.000 Exemplare lässt er drucken. Je die Hälfte der Einnahmen komme aus Vertrieb und Werbung. Die Corona-Krise habe die Werbebuchungen kaum berührt: "Das sind Unternehmen, die bewusst in Datum schalten."

"Als erste Amtshandlung" hat Verleger Loudon Datum beim Österreichischen Presserat angemeldet. Dessen Ethikkodex verlangt auch die deutliche Trennung von Redaktion und Werbung. Wie macht man das als Herausgeber und Geschäftsführer? "Mit einer starken Journalistin an meiner Seite", verweist Loudon auf Redaktionsleiterin Elisalex Henckel Donnersmarck, die seit September 2020 an Bord ist und zuvor bei Welt und NZZ.at gearbeitet hat: "Mit ihr an der Seite traue ich mir diesen Spagat zu." Die Geschäftsführung will er auf Sicht abgeben, "aber einen Geschäftsführer muss ich mir erst einmal leisten können."

Schon jetzt sucht Datum Verstärkung in der Redaktion, sagt Henckel. Sie übernahm auch die Leitung des Datum-Talenteprogramms für Nachwuchskräfte und will dieses weiter ausbauen.

Jedenfalls bis Jahresende soll es Kuratorinnen und Kuratoren wie Madeleine Alizadeh und David Schalko für die Heftschwerpunkte geben. Henckel: "In den Monaten der Pandemie war es schwer, große Redaktionskonferenzen abzuhalten. Mit den Kuratoren holen wir uns ein Stück Außenwelt, das sich mit jeder Ausgabe verändert, in die Redaktion. Das wirkt wie eine Frischzellenkur." Loudon hat das drastischere Bild: "Es ist wichtig für ein Medium wie Datum, dass es nicht in Selbstähnlichkeit erstickt."

Neu sind auch zwei Kolumnen in Datum: Anneliese Rohrer, sie schreibt auch für Die Presse, wird wieder fix Innenpolitik kommentieren; Journalistin und Autorin Solmaz Khorsand, die schon für Wiener Zeitung und Schweizer Republik schrieb, über Gesellschaftspolitik. Politikauskenner Josef Votzi und, im kommenden Heft, Brand eins-Mitbegründer Wolf Lotter schreiben schon für das Heft. Politischer sei Datum wieder, sagen die beiden.

"Mach es gut!"

"Wir wissen, dass wir kein Erstmedium sind", sagt Henckel. "Wir bieten einen neuen Blick auf Themen, die den Leuten untergekommen sind, aber auch andere Themen, die wir für relevant halten, obwohl sie gerade in Pandemiezeiten im Tagesgeschehen untergehen."

Wolfgang Petritsch, ehemaliger Uno-Verwalter für Bosnien und Herzegowina, thematisierte als Kurator einer Datum-Ausgabe gerade die Verantwortung und Möglichkeiten von Nationalstaaten, Kriegsverbrechen strafrechtlich zu verfolgen.

Was soll Datum also für sein Publikum sein? Henckel: "Eine Auszeit und neue Perspektive auf Dinge in diesem atemlosen Nachrichtengeschehen."

Das gedruckte Magazin ist der "Kern", sagt Loudon. Digitale Kanäle von Podcast bis Instagram sollen dieses Kernprodukt unterstützen, Inhalte gibt es digital "relativ strikt" gegen Bezahlung.

Und was macht die digitale Marke Dariadaria aus dem papierenen Magazin? Einen Schwerpunkt über "modernes Unternehmertum als Antwort auf die Krise". Programmatischer Titel: "Mach es gut!" (Harald Fidler, 21.5.2021)