Gut entwickelte Mietwohnungsmärkte sind gut für den Arbeitsmarkt, weil Mieter mobiler sind als Eigentümer.

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In Österreich wohnen 55 Prozent der Haushalte im Eigentum, der Rest zur Miete. Von Letzteren können sich 39 Prozent "vorstellen, in den nächsten Jahren Eigentum zu erwerben", heißt es in der jüngsten Wohnstudie der Erste Bank. 2018 waren das noch 49 Prozent. Von vielen wird Eigentum nun als nicht mehr leistbar erachtet, die Preise sind zu hoch. Dabei gebe es einen irren "Aufholbedarf" in Sachen Eigentumsquote: Der EU-Schnitt liegt bei 70 Prozent.

Dass die Bank Werbung für ihre Immobilienkredite macht, ist natürlich legitim. Dass es in Österreich aber so einen "Aufholbedarf" geben soll, darf man bezweifeln. Das würde ja heißen, dass es schlecht ist, wenn 45 Prozent der Haushalte mieten. Ist es aber nicht.

Nur in Deutschland und in der Schweiz ist die Eigentumsquote aktuell noch niedriger als in Österreich (42,5 bzw. 51,5 Prozent). Ja, der EU-Schnitt mag signifikant höher liegen. Man darf da aber nicht vergessen, dass in Osteuropa die Eigentumsquote meist enorm hoch ist, was den Durchschnitt natürlich hebt. Rumänien hat eine Eigentumsquote von fast 96 Prozent, das ist Rekord. Auch in Ungarn, der Slowakei und Litauen liegt die Quote über 90 Prozent – das sind die sogenannten "Super Homeownership Countries", wo Mieter nach der Wende ihre Wohnungen meist sehr günstig übernehmen konnten.

Die Kehrseite der Medaille wird bei der Eigentumsstatistik oft ausgeblendet: Der Sanierungsbedarf ist sehr hoch, die Eigentümer haben meist kein Geld dafür.

Gut entwickelte Mietwohnungsmärkte sind gut für den Arbeitsmarkt, weil Mieter mobiler sind als Eigentümer, und mietende Haushalte laufen weniger Gefahr, sich zu überschulden. Andererseits ist natürlich auch der persönliche Vermögensaufbau durch Wohneigentum ein Faktor. Es gibt also immer ein Für und Wider. (Martin Putschögl, 21.5.2021)