Geld für Sanierungen gäbe es derzeit genug abzuholen, sowohl vom Bund als auch von den Ländern.

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Drei Prozent: So hoch sollte die Sanierungsrate in Österreich sein, um die Klimaziele erreichen zu können. Drei Prozent des Bestands sollten also jedes Jahr saniert werden.

Erreicht wurde dieses Ziel noch nie. Derzeit liegt die Rate bei 1,4 Prozent. Selbst im Rekordjahr 2010 dürften es nur 2,2 Prozent gewesen sein. Wohnbauforscher Wolfgang Amann hat die Zahl im Jahr 2020 für eine Studie im Nachhinein berechnet. In derselben Studie hat er gemeinsam mit dem Umweltbundesamt auch eine einheitliche Definition der Sanierungsrate vorgeschlagen. Die Neos brachten den Vorschlag jüngst in den parlamentarischen Bautenausschuss ein. In der Sitzung vom 12. Mai wurde das aber vorerst einmal vertagt.

Warum aber war 2010 ein so starkes Jahr? Vor allem deshalb, weil 2009 die "Sanierungsscheck"-Aktion der Bundesregierung zur Förderung thermischer Sanierungen gestartet wurde. Mehr als 15.000 Projekte wurden damals in diesem einen Jahr umgesetzt. Anstatt dann aber gleich ein Programm für mehrere Jahre aufzulegen, wurde ein ums andere Jahr wieder ums Geld gerungen. 2010 fand die Aktion gleich gar nicht statt, ab 2011 dann doch wieder. Aber es gab immer weniger Geld. Aus den anfänglichen 100 Millionen Euro pro Jahr wurden plötzlich nur noch 80, dann sogar nur 43. Mit der Verringerung der Fördermittel einher ging eine Reduktion beim Umfang der Maßnahmen. Anfangs dominierten umfassende Sanierungen, später überwogen Einzelmaßnahmen.

Mittel kräftig aufgestockt

Um die drei Prozent zu erreichen und dann bis in die 2040er-Jahre 60 Prozent der Gebäude zu sanieren, müssten nun endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. Die Initiative Umwelt + Bauen, der die Bau-Holz-Gewerkschaft und die Bauindustrie angehören, forderte kürzlich in einer Pressekonferenz ein bis zu 140 Milliarden Euro schweres Sanierungsprogramm. Bis 2040 sollten nämlich 60.000 öffentliche Gebäude sowie Wohnhäuser mit insgesamt 1,9 Millionen Wohneinheiten saniert werden. Das Geld sollte von Bund, Ländern, Europäischer Investitionsbank (EIB) und auch privaten Häuslbauern aufgestellt werden, sagte Bau-Holz-Gewerkschafter Josef Muchitsch.

Von der Bundesregierung wurden für 2021 und 2022 nun immerhin 750 Millionen Euro bereitgestellt (zunächst 650 Millionen, dann nochmals 100 Millionen mehr für einkommensschwache Haushalte), der Großteil davon für die "Raus aus dem Öl"-Aktion, die es seit 2019 gibt. Diese wird offenbar recht gut angenommen – auch wenn es von der Kommunalkredit Public Consulting (KPC), die die Aktion abwickelt, noch keine Zahlen gibt, wie viele Anträge heuer bereits gestellt wurden (und auch im Vorjahr, als es insgesamt 142,7 Millionen abzuholen gab, dürfte Geld übrig geblieben sein). Doch mit einem Heizkesseltausch allein ist es nicht getan, betonte Robert Schmid, Obmann im Fachverband Stein- und keramische Industrie in der WKO, auf der Pressekonferenz mit Muchitsch. "Vorher muss der energetische Bedarf des Gebäudes optimiert werden."

"Alles aus einer Hand"

Doch vor so komplizierten Bauvorhaben, wo mehrere Gewerke koordiniert werden müssen, schrecken viele Hausbesitzer zurück, weiß Wohnbauforscher Amann. Dabei wäre bei den rund 1,5 Millionen Einfamilienhäusern (gezählt nach Hauptwohnsitzen) in Sachen Dekarbonisierung das meiste zu tun, viele davon stammen aus den 1970er- und 1980er-Jahren.

Und auch die Tatsache, dass man für Bundes- und Landesförderungen (wo jeweils ein paar Tausend Euro lukriert werden können) jeweils extra ansuchen muss, sorgt oft für Unverständnis. Dabei wäre es viel besser, "alles aus einer Hand" zu bekommen, sagt Amann. Es bräuchte also einen "One-Stop-Shop" für sanierungswillige Eigenheimbesitzer. Amann verweist auf die Wiener "Hauskunft", die 2020 geschaffen wurde und als One-Stop-Shop fungiert. Ähnliche Initiativen in anderen Ländern wären zielführend, so der Experte. (Martin Putschögl, 21.5.2021)