Waffen, die sichergestellt wurden.

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Auszüge aus den internen Chats

Foto: Bonvalot / DER STANDARD
Foto: Bonvalot / DER STANDARD

Zwei Faustfeuerwaffen, eine Langwaffe, zwei Schwerter, 3.500 Stück Munition, Schutzwesten und Funkgeräte: Diese Dinge stellte die Polizei vergangenen Freitag, also schon vor einer Woche, bei untereinander vernetzten Corona-Leugnern sicher. Sie werden verdächtigt, Angriffe mit Molotowcocktails auf Polizisten geplant zu haben. Sieben Personen wurden einvernommen, es gab Anzeigen wegen Verdachts auf verbrecherisches Komplott sowie nach dem Verbotsgesetz.

Um wen handelt es sich hier? Dem STANDARD liegen Auszüge aus internen Chats vor. Sie wurden dem Wiener Journalisten Michael Bonvalot zugespielt, er veröffentlichte auch Auszüge auf seiner Homepage. Die Chats sind von Terror und Gewaltfantasien geprägt. Besonders eifrig und unbeschwert wurde sich über den Bau von Bomben ausgetauscht.

Gewaltfantasien

So wurde etwa erzählt, man wisse, wie man "Sprengstoff selbst herstellen" könne oder dass Waffen in Kasernen angeblich "an Wochenende nicht bewacht werden". In den Chats wurde auch darüber geschrieben, ob bestimmte Waffen im Rucksack Platz hätten und ob man damit unbemerkt durch Wien fahren könnte. Die Schlinge werde zudem "immer enger" für "die da oben", schrieb ein Teilnehmer. "Ich will wenig Aufwand mit maximalem Schaden", schrieb jemand anderes.

Zeitweise tauchte auch die Frage auf, ob es denn wirklich sicher sei, auch mit Unbekannten auf Telegram zu kommunizieren. Meist wurden die Bedenken allerdings weggewischt. Die Behörden haben nun diese Frage beantwortet.

In den Chats gaben sich Personen auch als ehemalige Berufssoldaten aus. Auf Nachfrage im Verteidigungsministerium heißt es hingegen, dass "keine ehemaligen Berufssoldaten unter den Einvernommenen sind". Die Behörden haben diese Möglichkeit aber offensichtlich noch nicht ausgeschlossen: Es werde ermittelt, ob es sich bei den Personen um ehemalige Soldaten handelt, heißt es aus dem Innenministerium.

Geständig bei Einvernahme

In den letzten Monaten konnte man bei Demonstrationen und Kundgebungen gegen Corona-Maßnahmen der einschlägigen Szene beobachten, dass der Zulauf tendenziell immer geringer wurde. Kleine Teile der Szene dürften sich aber radikalisiert haben. Im April kam es etwa zu gezielten Angriffen auf Polizeisperren. Auch Journalistinnen und Journalisten werden immer wieder bedroht.

Teilnehmer stachen mit uniformähnlicher Kleidung hervor, manche trugen Helme und Schutzbrillen. Zeitgleich wurde relativ unverblümt für Gewalt bei Demos geworben. Ein Thema, das auch für Streitigkeiten innerhalb der führenden Aktivisten und Aktivistinnen sorgte. Stets anwesend ist eine beachtliche Anzahl an gewaltbereiten Hooligans, ebenso Gesichter des organisierten Rechtsextremismus. Auch die nun von der Polizei hochgenommene Gruppe wollte an einer Demonstration am vergangenen Samstag teilnehmen, ihre Pläne wurden zuvor vereitelt. Derzeit gehe man eher nicht davon aus, dass es Verbindungen zu bisher bekannten Rädelsführern gibt, heißt es aus informierten Kreisen.

In Haft befindet sich jedoch keine der Personen. Sie zeigten sich bei den Einvernahmen geständig. (Vanessa Gaigg, Markus Sulzbacher, 21.5.2021)