Wasserstoff soll helfen, die Energiewende in Europa voranzutreiben und die CO2-Emissionen zu senken. Wie der Wasserstoff erzeugt und welcher Wasserstoff gefördert werden soll, entzweit die politischen Fraktionen.

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Das EU-Parlament hat sich zur Erreichung der Klimaziele in dieser Woche für den Aufbau einer europäischen Wasserstoffwirtschaft ausgesprochen. Es sei dringend erforderlich, die Infrastruktur für die Produktion, die Speicherung und den Transport von Wasserstoff zu schaffen, hieß es in einem am Mittwoch angenommenen Bericht. Als wichtigste Leitmärkte gelten die Industrie sowie Luft-, See- und Schwerlastverkehr. Darin sind sich weitgehend alle einig. Strittig ist zwischen den Fraktionen aber, welcher Wasserstoff zum Einsatz kommen soll.

Während Europas Grüne nur aus erneuerbaren Quellen erzeugten Wasserstoff (H2) im Einsatz sehen wollen, wollen andere Fraktionen zumindest in einer Übergangszeit auch CO2-armen Wasserstoff in einem Förderregime mitberücksichtigt sehen, Länder mit Atomkraft wie Frankreich oder auch Tschechien machen sich dafür stark, dass auch Kernenergie, die ja CO2-frei sei, herangezogen werden kann. Neben der Wasserelektrolyse, für die überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien oder eben auch Atomstrom eingesetzt werden kann, gehören thermische Verfahren wie die Dampfreformierung von Erdgas oder Biomethan und die Pyrolyse von Kohle oder Biomasse zu den gängigen Standardprozessen.

ÖVP, SPÖ, FPÖ, Neos für Einsatz auch von fossilem Gas

Die Mehrheit im EU-Parlament hat für den Einsatz auch von fossilem Gas sowie Atomstrom bei der Erzeugung von Wasserstoff gestimmt; ein Abänderungsantrag der Europäischen Grünen blieb in der Minderheit. Die heimischen Grünen haben sich daraufhin das Stimmverhalten der österreichischen EU-Abgeordneten angesehen – mit folgendem Ergebnis: ÖVP und SPÖ haben gegen den von Grünen und Europäischer Freier Allianz (EFA) eingebrachten Abänderungsantrag gestimmt, wonach fossiles Gas und Atomstrom für die Erzeugung nicht gefördert werden dürften. Die FPÖ habe sogar gegen das Amendment gestimmt, das nur Atomstrom ausschließen sollte. ÖVP, SPÖ und Neos haben in dieser Frage die Grünen unterstützt.

"Ist da einem Dreiviertel der österreichischen EU-Parlamentarier und -Parlamentarierinnen eine Abstimmungspanne passiert? Oder wie erklärt sich der Kniefall vor der fossilen Gaslobby in der Europäischen Wasserstoffstrategie?", fragt Martin Litschauer, Anti-Atomenergie-Sprecher der Grünen. Fossiles Gas und Atomenergie hätten im Klimaschutz nichts verloren.

Leistbarer Wasserstoff als Herausforderung

Mit der Nutzung von Wasserstoff sollen die CO2-Emissionen in der EU gesenkt werden. Dem Bericht vom Mittwoch zufolge könnten mit der Technologie bis 2050 pro Jahr etwa 560 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.

Man habe rasch einen Markt für bezahlbaren Wasserstoff schaffen wollen. Dies gelinge nur mit der Ergänzung um Wasserstoff aus kohlenstoffarmer Erzeugung als Übergangslösung, lautet der Tenor aus anderen Fraktionen. (Günther Strobl, 21.5.2021)