Nach dem Krieg ist vor dem Krieg. Wenn Israel und die radikalislamische Hamas nun, wie von den USA erwirkt und von Ägypten überwacht, die Waffen ruhen lassen, dürfen die Leidtragenden in Gaza und Israel höchstens für einen Moment aufatmen. Zu tief sind die Gräben, als dass aus der Waffenruhe auf absehbare Zeit Friede erwachsen könnte.

Zerstörtes Haus in Beit Hanun.
Foto: EPA/MOHAMMED SABER

Und das auf beiden Seiten. Die Hamas mag durch die israelischen Luftangriffe militärisch schwer getroffen worden sein. Allzu lang dürfte die Abschreckung aber nicht nachwirken. Dass ihre Raketen auch im israelischen Kernland rund um Tel Aviv für Angst und Schrecken sorgten, kann die Hamas als PR-Erfolg auf ganzer Linie verbuchen. Ihre getöteten Kader wird die Terrororganisation bald durch womöglich noch radikalere Militante ersetzen. Was bleibt, ist Trauer um die Toten und neuer Hass auf Israel – und Frust auf beiden Seiten.

Ohnehin gab es für Israel von Beginn an wenig zu gewinnen. Dass die Hamas mit ihren Raketenangriffen auf Jerusalem und Tel Aviv die allzu oft tödlichen Bombardements der israelischen Luftwaffe im Gazastreifen selbst provoziert hat, wurde schließlich auch im Westen gern übersehen. Mag seine Armee auch auf dem Feld als Sieger hervorgehen, den Kampf um die Köpfe in Europa kann Israel auch nicht gewinnen, wenn es sich gegen Terror verteidigt. Dass der Konflikt mittlerweile nicht mehr bloß in Gaza und im Westjordanland ausgetragen wird, sondern längst auch auf die gemischten Gebiete in Israel selbst übergesprungen ist, lässt nichts Gutes hoffen. Die nächste Runde im Konflikt ist nur eine Frage der Zeit. (Florian Niederndorfer, 21.5.2021)