Das Wrack.

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Charles Leclerc am Weg zur Bestzeit.

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Monte Carlo –Charles Leclerc kann seine Pole Position für den Formel-1-Klassiker in Monaco nicht wahrnehmen. Der Ferrari des 23-jährigen Monegassen hat nach dessen Unfall in der Qualifikation das Getriebe Schaden genommen. Auf dem Weg zur Startaufstellung kamen technische Probleme zum Vorschein, Leclerc berichtete via Boxenfunk vom Gebrechen.

Am Sonntagmittag hieß es noch, es seien keine Defekte festgestellt worden. Schon am Samstagabend hatte das Team nach einer ersten Inspektion von keinen "ernsthaften Schäden" an der Einheit berichtet.

Weil ein Getriebewechsel den Regeln zufolge erst nach sechs aufeinanderfolgenden Grand-Prix-Events erlaubt, der Große Preis von Monaco aber erst das fünfte Saisonrennen ist, hätte Leclerc fünf Startplätze nach hinten rücken müssen für das Rennen am Sonntag (15.00 Uhr/ServusTV, Sky).

In der Wand

Leclerc hatte am Samstag als Schnellster 0,230 Sekunden Vorsprung auf Max Verstappen im Red Bull, als der Ferrari-Pilot 18 Sekunden vor Schluss mit einem Unfall für einen vorzeitigen Abbruch sorgte. Das Auto wurde beim Crash in die Leitplanken vor allem vorne, aber auch hinten beschädigt. "Es ist eine Schande, das Qualifying an der Wand zu beenden", ärgerte sich Leclerc und verwies auf sein anhaltendes Pech in Monaco. Dort hat er bisher noch nie das Ziel erreicht oder ist in die Top Ten des Qualifyings gekommen.

Für Leclerc ist es die achte Pole in seiner Karriere und für Ferrari wie für ihn selbst die erste seit Oktober 2019 in Mexiko und damit seit 17 Monaten. Nirgendwo sonst ist eine Pole so wichtig als auf dem engen Stadtkurs an der Cote d'Azur. In den vergangenen elf Auflagen siegte acht Mal der Polesetter.

Mit seinem Crash verhinderte Leclerc die Pole für Verstappen, der seinen sehr guten letzten Versuch im Q3 abbrechen musste. "Alles lief perfekt. Aber die rote Flagge hat meine Chance auf die Pole kaputt gemacht", klagte der Niederländer prompt. Der Unfall erinnerte zunächst vage an den seinerzeitigen Versuch Michael Schumachers, als vorne Liegender mit einem "Unfall" den Abbruch von Q3 zu bewirken. Der Deutsche hatte sich damals allerdings in der Rascasse lediglich "verbremst" und nichts beschädigt und wurde dafür auch hart bestraft.

Red Bull hatte Pole Position programmiert

"Max war nach unseren Aufzeichnungen schon vor Leclerc, dann kam die rote Flagge", bestätigte Red Bull Berater Helmut Marko das Geschehene auf ServusTV. Er hoffte zunächst, dass man bei der technischen Abnahme genau hinsehen werde. "So wie das Hinterrad stand", könne er sich einen notwendigen Wechsel von verbotenen Teilen gut vorstellen, meinte Marko noch am Samstag.

Die Pole hätte sich Verstappen aus Sicht von Marko durchaus verdient. "Den ersten Versuch hat Max früh abgebrochen, weil die Zeit nicht optimal war. Aber im zweiten Umlauf wäre er vor Leclerc gewesen. Es hätte für die Pole gereicht", war der Grazer überzeugt.

Weltmeister Hamilton zurück

Dritter wurde Valtteri Bottas im Mercedes vor Carlos Sainz Junior im zweiten Ferrari. WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton, der vor dem fünften WM-Lauf 14 Punkte Vorsprung im Klassement auf Verstappen hat, kam über Platz sieben im zweiten Mercedes nicht hinaus, was die eigentliche Überraschung des Qualifyings war.

"Es ist frustrierend. Wir haben als Team einfach keinen guten Job gemacht", meinte der Weltmeister. "Jetzt muss ich am Sonntag alles geben, um Schadensbegrenzung zu betreiben", meinte der dreifache Monaco-Sieger und wurde dann sogar ungewohnt deutlich. "Es wird einige Diskussionen mit den Technikern geben müssen. Einige Dinge, die erledigt gehört hätten, waren es nicht. Ich werde hier nicht kritisch über das Team sprechen. Aber hinter verschlossenen Türen werde ich das tun", sagte der Weltmeister in einer virtuellen Medienrunde.

Auch Wolff kritisch

Offenbar geht es Hamilton um die Richtung, in die man bei Mercedes trotz der kühleren Temperaturen punkto Reifen gegangen ist. Teamchef Toto Wolff ist bewusst: "Wir haben Lewis kein Auto gegeben, das gut genug war. Bei Startplatz sieben in Monaco weißt du, dass das Wochenende eigentlich schon wieder vorbei ist."

Marko verfolgte den Konflikt bei Mercedes mit etwas Genugtuung. "Lewis ist unser Hauptkonkurrent und deshalb ist diese Platzierung für uns erfreulich", gab der Österreicher unumwunden zu. "Er hat in beiden Trainings massiv gekämpft, um auf eine Zeit zu kommen. Von dieser Position aus nach vorne zu kommen, ist fast unmöglich."

Für ihn gehe es im Rennen gar nicht so sehr um den Kampf gegen Ferrari. "Hauptgegner ist Hamilton. Und wenn Max seine Chance sieht, wird er versuchen, sie zu nutzen. Wir werden aber keine riskanten Sache machen." (APA; 22.5.2021)

Ergebnisse des Qualifyings für den Formel-1-Grand Prix von Monaco am Sonntag (15.00 MESZ, live ServusTV, Sky) in Monaco:

1. Charles Leclerc (MON) Ferrari 1:10,346 Min.
2. Max Verstappen (NED) Red Bull +0,230 Sek.
3. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +0,255
4. Carlos Sainz Jr. (ESP) Ferrari +0,265
5. Lando Norris (GBR) McLaren +0,274
6. Pierre Gasly (FRA) Alpha Tauri +0,554
7. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +0,749
8. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin +1,073
9. Sergio Perez (MEX) Red Bull +1,227
10. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo +1,433

11. Esteban Ocon (FRA) Alpine 1:11,486
12. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren 1:11,598
13. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 1:11,600
14. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo 1:11,642
15. George Russell (GBR) Williams 1:11,830
16. Yuki Tsunoda (JPN) Alpha Tauri 1:12,096
17. Fernando Alonso (ESP) Alpine 1:12,205
18. Nicholas Latifi (CAN) Williams 1:12,366
19. Nikita Masepin (RUS) Haas 1:12,958

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