Ein Umzug ist nervenaufreibend. Anstrengend, stressig, auch körperlich anstrengend. Kisten, Kanten und Ecken, viel zu große Kästen, viel zu viele Sachen, Bücher, Platten, CDs, und wo kommen bloß diese Unmengen an Schuhen her? (Ulli, kannst du mir das erklären?) Das alles ist gesundheitsgefährdend. Logistisch eine Herausforderung. Auch für die Beziehung. Eine Zumutung für die Freunde, die man viel zu spät und dann schon etwas aufgelöst zu Hilfe ruft. Gemildert wird der Horror des Umzugs vielleicht durch die Vorfreude auf die neue Wohnsituation. Wobei: Erst einmal muss man dort einziehen und wieder alles auspacken, das ist auch nur bedingt lustig. Ein Leben in Kisten. Und wer stellt einem den Fernseher wieder ein?

Beim Umzug braucht es immer welche,
die die Arbeit machen, und einen, der ihnen sagt, wie es geht (eine wichtige Aufgabe). Und einen Wagen, der alles transportiert: einen elektrischen Citroën Jumpy.
Foto: Völker

Gute Reichweite

Das Beste an diesem Umzug war eindeutig das Auto: ein fescher Citroën Jumpy, nicht nur ein fröhlicher Name, sondern ein überaus sympathischer und praktischer Geselle. Wir konnten nämlich den e-Jumpy ausfassen, also den rein elektrischen Lieferwagen. Mit der kleinen Batterie (50 kWh) hat der eine Reichweite von 230 Kilometern, mit der großen Batterie (75 kWh) käme man sogar knapp 330 Kilometer weit. Und unsere Erfahrung aus dem Test zeigt, dass sich die theoretischen Angaben gut mit der Praxis decken. Das heißt, dass dieser Wagen perfekt für den Stadtgebrauch geeignet ist, dass bei entsprechender Planung aber durchaus auch Ausfahrten und Lieferungen ins benachbarte Umland möglich sind.

Man fragt sich, warum nicht längst jeder Malerbetrieb oder sonstige Handwerkerbetrieb in Wien auf einen solchen elektrischen Lieferwagen umgestiegen ist. Der ist absolut praxistauglich, und wenn er Nacht für Nacht an die Steckdose angehängt wird, wird man auch nicht in Reichweitennöte kommen.

Foto: Völker

Der Wagen an sich ist von schnörkelfreier Nützlichkeit. In der M-Version ist er ziemlich genau fünf Meter lang (es gibt ihn noch 40 Zentimeter kürzer als XS oder 30 Zentimeter länger als XL). Das Entscheidende: eine Schiebetüre links, eine rechts und eine Flügeltüre hinten. Der Wagen lässt sich also in jeder Situation völlig einfach beladen.

Erfahrungssache

Irritierend nur, dass es im Cockpit einen mittigen Rückspiegel gibt, in dem man genau gar nichts sieht. Wie auch, da ist eine Wand hinter den Sitzen. Dafür gibt’s aber eine Rückwärtskamera und natürlich die seitlichen Außenspiegel. Der Wagen lässt sich also gut handeln. Dass er länger ist als ein normales Stadtauto, bemerkt man in engen Kurven und Garagen, ist aber reine Übungs- und Erfahrungssache.

Die ersten Aktionen habe ich allein geschupft. Ich, der Jumpy und meine Rodel. Damit ließen sich relativ einfach die Kisten transportieren – und mit den doppelt verwendeten Kisten komme ich auf etwa 80. Ehrlich. Ich war selbst auch ganz baff. Ein Großteil Bücher, und dann doch relativ viel Gewand, das kommt mir schon ungesund vor, und natürlich tappt man hier in die Falle der Geschlechterklischees, und ich hab ja auch nicht wenig Gewand und Schuhe, aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was ich transportiert habe und was nicht mir gehört. Da kann man ein Schuhmuseum aufmachen und mehrere Boutiquen ausstatten.

Foto: Völker

Der Jumpy, meine Rodel und ich transportierten das alles ohne Mühe und Motzen. Das Herausfordernde ist ja das Einpacken, wenn alles erst in Kisten drinnen ist und diese auch zugehen und sich stapeln lassen, ist der Transport mit Rodel und Jumpy (und Lift) ein Kinderspiel. Man sah mich tagelang nur mit Rodel, wie ich dem Jumpy zustrebte.

Arbeit delegieren

Dann aber hatte ich einen gesundheitlichen Einbruch, musste pausieren und in der Folge die Arbeit ein wenig delegieren. Ich konnte und durfte mich nur mehr mit Anweisungen beteiligen, was ja oft mehr stört als hilft. Jürgen und Andreas haben wirklich angepackt. Peter griff zwischen seinen Redeanfällen auch einmal zu, hatte sonst aber vor allem gute Ratschläge parat.

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Ich selbst brachte mich mit den Untertiteln aus dem Off ein. "Vorsicht, Vorsicht, Achtung, Kurve, geht schon!" Das bezieht sich nicht aufs Fahren, sondern aufs Tragen. Elendiglich sind ja Kästen, am schlimmsten sind wohl Sofas, weil die so schwer anzupacken sind. Betten wiederum lassen sich relativ leicht in Bestandteile zerlegen.

Geschickte Burschen

Eine echte Herausforderung waren die Bücherregale. So wie sie in der alten Wohnung standen, passten sie nämlich nicht mehr in die neue Wohnung. Aber weil alle Beteiligten außer mir geschickte Burschen sind und ich ohnedies nichts angreifen durfte, wurden die Bücherregale neu montiert. Sie wurden nicht nur zerlegt, sie wurden tatsächlich zersägt und wieder neu zusammengefügt. Letztendlich stehen in der neuen Bohrung die Regale aus der alten, nur neu gereiht, mehr breit als hoch.

Foto: Völker

Dem Jumpy war’s egal, der nahm alles in sich auf, in den meisten Fällen gingen auch problemlos die Türen zu, nur bei den Riesenkästen (die mit dem vielen Gewand) mussten wir das Innere gut belüftet auf Transport schicken.

Es ist fast schmerzhaft, welch ein vernünftiges, sinnvolles und praktisches Gefährt der elektrische Jumpy ist, unwillkürlich überlegt man, ob man nicht selbst einen bräuchte. Aber öfter übersiedeln will ich keinesfalls, und sich einen solchen Lieferwagen anzuschaffen, wenn man ihn denn nicht beruflich braucht, ist extrem heimtückisch. Man wird plötzlich sehr gefragt sein und viele Freunde haben, die einen ständig zu beladenen Fahrten einladen, wenn nicht vorladen.

Foto: Völker

Doppelkabine

Den elektrischen Kastenwagen gibt es ab 43.000 Euro. Es gibt auch noch eine Doppelkabinenvariante, die mehr Personen als Lasten befördern kann. Fahrspaß ist übrigens auch vorhanden, der elektrische Antrieb hat einen guten Durchzug, 130 km/h Spitze sind sinnvoll, die Beschleunigung von null auf 100 in zwölf Sekunden kommt einem kürzer vor, ist für einen Lieferwagen aber eh schon lustig genug. Und wenn der baugleiche Kastenwagen mit einem anderen Firmenlogo ums Eck biegt, nicht wundern. Das Erfolgsmodell wird gerade gut geteilt. (Michael Völker, 5.6.2021)