Die AUA meidet derzeit ebenso wie ihr Mutterkonzern, die Lufthansa, den belarussischen Luftraum.

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Minsk/Berlin/Wien – Nach der erzwungenen Landung eines Passagierflugzeugs in Belarus (Weißrussland) und der Festnahme eines Bloggers meiden immer mehr Fluggesellschaften den Luftraum über der ehemaligen Sowjetrepublik. Bei der Lufthansa werden nun vor allem Moskau-Flüge umgeleitet, wie ein Sprecher am Dienstag mitteilte. Von der AUA hieß es am Dienstag, der belarussische Luftraum werde "bis auf Weiteres" umflogen und Minsk derzeit nicht angeflogen.

Normalerweise mehr als 300 Flüge täglich über Belarus

Auch Gesellschaften wie Air France, Finnair und die polnische Lot weichen sicherheitshalber auf andere Strecken aus. Nach Angaben der europäischen Luftsicherheitsbehörde Eurocontrol gibt es normalerweise täglich mehr als 300 Flüge von und nach Europa über Belarus.

Dem Regierungskritiker Roman Protassewitsch, der zuletzt im Ausland lebte, drohen nach seiner Verhaftung nun mehrere Jahre Haft. International gibt es auch Sorgen, dass der 26-jährige Blogger im Gefängnis misshandelt wird.

EU beschloss Sanktionen

Die Ukraine beschloss indes, das Nachbarland vorübergehend nicht mehr anzufliegen. Belarus protestierte gegen die Entscheidung. Der Flugverkehr mit dem Nachbarland gilt als besonders intensiv. Die Lufthansa verwies darauf, dass ohnehin nicht alle Flüge Richtung Moskau über Belarus gehen. Über einen für Mittwoch geplanten Flug aus Frankfurt nach Minsk sei noch nicht entschieden, sagte ein Sprecher.

Die Staats- und Regierungschefs der EU hatten zuvor beschlossen, dass belarussische Fluggesellschaften künftig nicht mehr den Luftraum der EU nutzen dürfen. Außerdem haben sie auf Flughäfen in der EU nun Start- und Landeverbot. Zudem soll es gezielte Wirtschaftssanktionen und eine Ausweitung der Liste mit Personen und Unternehmen geben, gegen die Vermögenssperren und EU-Einreiseverbote gelten. Aus Minsk gab es zunächst keine Reaktionen darauf.

Sorge um festgenommenen Blogger

Die Behörden des autoritär geführten Landes hatten am Sonntag ein Ryanair-Flugzeug auf dem Weg von Griechenland nach Litauen mithilfe eines Kampfjets zur Landung in Minsk gezwungen – angeblich wegen einer islamistischen Bombendrohung. Minsk machte die im Gazastreifen herrschende Hamas dafür verantwortlich. Ein Hamas-Sprecher wies dies jedoch als "absurd" zurück. Die Maschine flog später weiter nach Vilnius.

Ziel der Aktion war offensichtlich Protassewitsch, der aus Griechenland nach Litauen wollte, wo er zuletzt im Exil lebte. In seiner Heimat war er unter anderem wegen Anstiftung zu Protesten gegen Präsident Alexander Lukaschenko zur Fahndung ausgeschrieben. Nach einem am Montagabend veröffentlichten Video, in dem er Straftaten "gesteht" und Folgen von Folter aufzuweisen scheint, wächst nun die Sorge um ihn. (APA, 25.5.2021)