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Bernal bei der Jause während der Arbeit.

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Der Kolumbianer ist drauf und dran, nach der Tour de France 2019 auch den Giro d'Italia 2021 zu gewinnen.

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Canazei – Der Kolumbianer Egan Bernal ist drauf und dran, mit dem Giro d'Italia seine zweite große Landes-Rundfahrt nach der Tour de France 2019 zu gewinnen. So ruhig der 24-jährige Radprofi des Ineos-Teams im Leben auftritt, so angriffslustig präsentiert er sich auf der Rennstrecke. Nach seinem Solosieg auf der Königsetappe am Montag in Cortina d'Ampezzo hat Bernal 2:24 Minuten Vorsprung auf den Italiener Damiano Caruso, 3:40 auf den Briten Hugh Carthy und 4:18 auf den Russen Aleksander Wlasow.

"Ich denke, Angriff ist immer die beste Verteidigung. Ich werde nicht abwarten", hatte Bernal angekündigt. Die kompromisslose Attacke am mehr als 2.200 Meter hohen Passo Giau vor dem zweiten Ruhetag am Dienstag zeigte, dass dies nicht nur leere Worte waren. "Das war eine ziemlich draufgängerische Aktion. Wir sind sehr stolz auf ihn", lobte Teamchef David Brailsford.

Comeback nach langer Rennpause

Bernal meinte, er habe etwas Besonderes machen wollen. "Ich wollte zeigen, dass ich zurück im Spiel bin", sagte der leichtgewichtige Kletterspezialist. Er hat zwei harte Jahre hinter sich. Als er 2019 als erster Südamerikaner die Tour gewann, sahen viele Experten in ihm den kommenden Dominator. Doch dann streikte der Körper. Im Vorjahr stieg Bernal bei der Tour mit Rückenproblemen vorzeitig vom Rad und fuhr danach fast sieben Monate lang kein Rennen mehr.

Seine Krise scheint Bernal überwunden zu haben, wenngleich ihm sein Rücken weiter Probleme bereitet. So äußerte der Kolumbianer am Dienstag Bedenken hinsichtlich einer Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio (23. Juli bis 8. August). "Ich bin nicht sicher, ob ich zu den Spielen fahre", sagte er im Rahmen einer Pressekonferenz. Er werde nur in Tokio starten, wenn er voll konkurrenzfähig sei. "Ich habe eine Menge Energie für den Giro aufgewendet." Wenn es zu riskant sei, werde er nicht zu den Spielen reisen, sagte Bernal.

Ein Grund für seine Dominanz beim Giro ist seine mentale Stärke, von der er neben den exzellenten körperlichen Voraussetzungen auch im Rennen zehrt. "Mir gefällt es auch, wenn es hart wird, wenn man Willen braucht. Dann kann man ein Spektakel liefern", erklärte der zweifache Etappensieger bei seinem Giro-Debüt.

Bild von Pantani im Kinderzimmer

Die Herzen der Italiener hat Bernal längst erobert. Durch seine Zeit beim Team Androni (2016/17) spricht er ihre Sprache und manche ziehen bereits Vergleiche zu Marco Pantani. Der 2004 an einer Überdosis Kokain gestorbene Tour- und Giro-Sieger war ein Kindheitsidol des in einem Armenviertel aufgewachsenen Bernal.

"Ein Bild von Pantani war auch das Einzige, was ich an Radsportsachen in meinem Kinderzimmer hatte, insofern freuen mich die Vergleiche", sagte Bernal. "Ich will aber Pantani nicht kopieren." Verständlich, denn "Il Pirata" feierte seine Erfolge in der Hochzeit des Dopings. Bernal hat sich von verbotenen Mitteln stets distanziert, einen konkreten Verdacht gegen ihn gab es bisher nicht.

19. Etappe ohne Bergankunft am Seilbahnunglücksort

Die 17. Etappe führt am Mittwoch von Canazei zur Bergankunft in Sega di Ala. Die Strecke des für Freitag geplanten 19. Abschnitts wurde nach dem tödlichen Seilbahn-Unglück am Monte Mottarone von den Veranstalter des Giro d'Italia geändert. Geplant war der anspruchsvolle Anstieg über den Monte Mottarone in der norditalienischen Region Piemont. Darauf wird nun als Zeichen des Respekts vor den 14 Opfern verzichtet.

Es sei angebracht, nach dem Unglück die Etappe zu ändern, hatte der italienische Verkehrsminister Enrico Giovannini am Dienstag zuvor gefordert. Die neue Route sei um zehn Kilometer gekürzt und damit über 166 km von Abbiategrasso nach Alpe di Mera führen. Der Abschnitt hinauf zum Monte Mottarone wird durch den weit weniger anspruchsvollen Anstieg Alpe Agogna ersetzt. Die Mottarone-Etappe hätte zu den anspruchsvollsten Strecken des Giro d'Italia gezählt. (APA, dpa, red, 25.5.2021)

Gesamtwertung:

1. Egan Bernal (KOL) 66:36:04 Std.
2. Damiano Caruso (ITA) +2:24 Min.
3. Hugh Carthy (GBR) +3:40
4. Aleksander Wlasow (RUS) Astana +4:18
5. Simon Yates (GBR) BikeExchange +4:20
6. Giulio Ciccone (ITA) Trek +4:31
Weiter:
45. Großschartner +1:29:40
135. Brändle +3:27:53

Weitere Etappen:

17. Etappe, 26. Mai: Canazei – Sega di Ala (193 km/Bergankunft)

18. Etappe, 27. Mai: Rovereto – Stradella (231 km)

19. Etappe, 28. Mai: Abbiategrasso – Alpe di Mera (von 176 auf 166 km gekürzt)

20. Etappe, 29. Mai Verbania – Valle Spluga/Alpe Motta (164 km/Bergankunft)

21. Etappe, 30. Mai: Senago – Mailand (30,3 km/Einzelzeitfahren)