Andreas Herzog kehrt zu seinen Wurzeln zurück und blickt in eine rosige Zukunft. Für die Admira und für sich selbst.

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Als 52-Jähriger ist man natürlich noch viel zu jung für Sentimentalitäten. Aber ja, der Wiener Andreas Herzog ist in der Südstadt in den Kindergarten gegangen, hat bei der Admira die ersten Fußballschuhe geschnürt. Es war 1974, der Beginn einer großen Karriere: Rapid, Vienna, wieder Rapid, Werder Bremen, Bayern München, noch einmal Bremen, noch einmal Rapid, 2004 war bei Los Angeles Galaxy Schluss. Dazwischen lagen 103 Länderspiele, er darf sich Rekordinternationaler nennen.

Am Pfingstmontag, kurz nach 16 Uhr, wurde Herzog offiziell zum Cheftrainer der Admira bestellt. Über die genaue Vertragsdauer und Details sagt er wenig. "Es ist eine langfristige Zusammenarbeit." Und es ist eine Premiere, erstmals übernimmt er einen Verein. "Ich sage nicht, dass der Trainerberuf nun neu anfängt, aber es ist ganz anders. In Nationalteams siehst du die Spieler alle paar Wochen, nun arbeitest du tagtäglich mit ihnen, hast mehr Einfluss, kannst mehr bewirken." Schon seit Monaten ist er mit den Verantwortlichen der Admira im Gespräch, Präsident Philip Thonhauser ließ quasi nicht locker. Herzog wiederum ließ sich locker überzeugen. "Die Admira soll werden, was sie war. Eine Talentschmiede mit durchgängigem Konzept."

Mut zählt

Er werde seine Philosophie umsetzen. "Immer aktiv mit und gegen den Ball arbeiten, offensiv sein, mutig nach vorne agieren." Natürlich hänge ein System auch vom verfügbaren Personal ab. Mit dem neuen Sportdirektor Marcel Ketelar, der Deutsche ersetzt Franz Wohlfahrt, befindet er sich im regen Austausch. Klaus Schmidt rettete die Admira vor dem Abstieg, Herzog kennt und schätzt seinen Kollegen. "Dass er gehen musste, tut mir leid für ihn. So ist das Geschäft. Für ihn werden Türen aufgehen." Wichtig sei, "dass Ruhe im Klub einkehrt".

Als Vorbild diene durchaus Red Bull Salzburg, "wobei der Vergleich natürlich hinkt. Die haben andere finanzielle Möglichkeiten. Aber sie bilden sogar ihre Trainer selbst aus. Ich will junge, ehrgeizige Spieler unterstützen, die Selbstantrieb haben. Sie müssen es wollen, und ich will ihnen helfen, es zu schaffen." Anders ausgedrückt: Admira soll die Taschenbuchausgabe von Salzburg werden. Herzog: "Vielleicht müssen wir am Anfang noch Spieler von irgendwo ausleihen."

Herzog wollte gefühlte 25 Mal österreichischer Teamchef werden. Wo ein Wille ist, muss kein Weg sein. Ab 2005 wurde er Mitglied des ÖFB-Trainerstabs, er war Assistent von Josef Hickersberger und Karel Brückner, zwischen 2009 und 2011 war er für die U21 verantwortlich. Es folgten fünf Jahre als Assistent von Jürgen Klinsmann beim US-Nationalteam. 2018 übernahm er Israels Auswahl. Bis Juni 2020.

Wertschätzung

Herzog hätte sich manchmal mehr Wertschätzung gewünscht. "Die USA und Israel haben mir sicher mehr gebracht als irgendein Posten in der zweiten deutschen Bundesliga. Aber in meinem Alter ist man etwas entspannter, die Leute sollen reden."

Den Job bei der Admira werde er mit "Leidenschaft" und "Herzblut" ausfüllen. Das hat schon auch sentimentale Gründe. Sein bald 80-jähriger Vater Anton "Burli" Herzog wurde in die Jahrhundert-Elf gewählt, an zweiter Stelle hinter Gerhard Rodax. Und seine beiden Söhne Louis (10) und Luca (13) kicken im Admira-Nachwuchs. Herzog ist im ständigen Kampf mit sich selbst, Vater gegen Trainer. Meistens gewinnt der Vater. "Mir ist wichtig, dass meine Buben Spaß haben." Die Herzogs wohnen in Breitenfurt, zum Arbeitsplatz ist es ein Katzensprung. "Das alles waren Mosaiksteinchen. Ich will meine Familie nicht mehr aus dem Alltag reißen."

Herzog wird in den nächsten Tagen seinen Trainerstab zusammenstellen. Sponsor Flyeralarm dürfte in die Tasche gegriffen haben, wobei es "nie um Geld ging". Wunderdinge dürfe man keine erwarten, "aber die Admira soll nicht mehr in Abstiegsgefahr geraten. Ich will das Beste rausholen."

Ob das Engagement eine Zwischenstation ist, weiß Andreas Herzog erstens nicht, es ist ihm zweitens auch wurscht. "Als 52-Jähriger soll man das Wort Endstation nicht in den Mund nehmen. Die Admira ist eine Station." Eine spezielle, man könne den Begriff "Heimkehr" durchaus strapazieren. "Aber der Kreis schließt sich noch nicht." (Christian Hackl, 25.5.2021)