Die U2-Station Rathaus wird bis Herbst 2023 nicht mehr angefahren. Das gilt auch für Karlsplatz, Museumsquartier und Volkstheater. Das Rathaus wird zur künftigen U2/U5-Doppelhaltestelle.

Foto: Alexandra Gritsevskaja / Wiener Linien

Für tausende Wiener Öffi-Fahrgäste ist es eine einschneidende Maßnahme auf ihren täglichen Wegen: Aufgrund der Bauarbeiten für die neue U-Bahn-Linie 5 wird bereits ab kommendem Freitag, dem 28. Mai, die U2 teilweise gesperrt – und das bis zum Herbst 2023. Die Hauptsperre betrifft dabei die U2-Strecke zwischen Schottentor/Universität und Karlsplatz: Die U2-Garnituren, die von der Seestadt Aspern kommen, bleiben damit für rund zweieinhalb Jahre in der neuen Endstation Schottentor stehen. Die vier Haltestellen Rathaus, Volkstheater, Museumsquartier und Karlsplatz werden von der U2 vorübergehend nicht mehr angefahren.

Um die Betriebsumstellung vorbereiten zu können, fährt die U2 bereits von Freitag (Betriebsbeginn) bis Sonntag (Betriebsschluss) von der Seestadt nur noch bis zum Praterstern. Nach diesen drei Tagen folgt dann die Sperre ab Schottentor. Für viele Wienerinnen und Wiener heißt das aber auch, sich temporär neue Routen zur Arbeit, zum Einkaufen oder zu Freizeittreffpunkten finden zu müssen. Und diese werden tendenziell etwas länger ausfallen. Rund 70.000 Fahrgäste sind täglich in Summe im Bereich Schottentor–Karlsplatz sowie Karlsplatz–Schottentor unterwegs, heißt es von den Wiener Linien zum STANDARD.

Damit ist dieser Abschnitt aber gar nicht der am stärksten frequentierte Ast der U2: Zwischen Messe und Schottentor sind nach Auskunft der städtischen Verkehrsbetriebe um 27 Prozent mehr Fahrgäste pro Tag unterwegs.

Ersatzstraßenbahn U2Z

Die Wiener Linien sehen sich jedenfalls dafür gerüstet, genug andere Öffi-Alternativen bis Herbst 2023 anbieten zu können. So wird etwa die Ersatzstraßenbahnlinie U2Z zum Einsatz kommen. Ab Freitag fährt diese ab Praterstern über die Taborstraße, den Karmeliterplatz und den Schwedenplatz sowie dann den Ring entlang bis zum Karlsplatz. Ab Montag ist die Bim U2Z als zusätzliche Ringlinie zwischen Schottenring und Karlsplatz unterwegs. Teilweise werde man damit laut Wiener Linien ein Ein-Minuten-Intervall am Ring schaffen.

U1 verstärkt unterwegs

Dazu kommt, dass die U1 in den Hauptverkehrszeiten verstärkt geführt wird. Zudem hofft eine Sprecherin der Verkehrsbetriebe, dass Umsteigeoptionen neben den Ringlinien auch frühzeitig via U3 und U4 gefunden werden. "Eine Straßenbahn kann niemals eine U-Bahn ersetzen."

Empfohlen wird, bei der Routenplanung auf die App Wien Mobil zurückzugreifen. "Insgesamt stehen den Fahrgästen auf den Ersatz- und Zusatzlinien pro Tag rund 1,7 Millionen Plätze zur Verfügung." Bei den Wiener Linien ist man überzeugt, "gut über die Runden zu kommen" und keine Fahrgäste durch die Einschränkungen zu verlieren.

Nach dem Ende der Sperre, spätestens im Herbst 2023, wird die U2 nur vorübergehend bis zum Jahr 2028 ein Comeback auf ihrer alten Linienführung feiern. Bereits ab 2026 ist zwischen Karlsplatz und Frankhplatz zudem bereits die neue U5 unterwegs.

Weil diese künftig vollautomatisch und also ohne Fahrpersonal betrieben werden kann, werden bereits jetzt in den Stationen Karlsplatz, Museumsquartier, Volkstheater und Rathaus 144 Bahnsteigtüren und rund 16.000 Quadratmeter Glasflächen bei den Bahnsteigen errichtet. Die Türen werden nur noch dann geöffnet, wenn auch ein Zug eingefahren ist. Diese modernisierten Stationen sind bereits ab Herbst 2023 von der "alten" U2 nutzbar.

"Neue" U2 ab 2028

Zwischen 2026 und 2028 kommt es dann zwischen Karlsplatz und Rathaus zu einem Parallelbetrieb: U2 und U5 nützen dieselbe Strecke. 2028 soll dann auch die neue U2 eröffnet werden. Dann biegt die Linie von der Seestadt Aspern kommend bei der künftigen U2/U5-Doppelhaltestelle Rathaus ab und peilt via Neubaugasse (Umsteigemöglichkeit zur U3), Pilgramgasse (Umsteigemöglichkeit zur U4) und Reinprechtsdorfer Straße die künftige Endstation Matzleinsdorfer Platz an. Dort wird die U2 also 2028 an die S-Bahn angebunden.

Grafik: Der Standard

Die Gesamtkosten für das neue U2/U5-Linienkreuz wurden von Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) mit 2,1 Milliarden Euro angegeben – deutlich teurer als bei den ersten Planungen im Jahr 2015 kolportiert.

An der Oberfläche beschäftigt sich auch die Wiener ÖVP mit den U-Bahn-Plänen: Die Wiener Oppositionspartei hat eine Ideensammlung für mögliche Oberflächengestaltungen rund um die neuen U2/U5-Stationen ins Leben gerufen. Interessierte können Vorschläge via www.mitreden-jetzt.at einreichen, Ergebnisse werden im Herbst präsentiert. (David Krutzler, 27.5.2021)