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Olympische Ringe und Logo hinter einem Straßenschild in Tokio.

Foto: REUTERS/ KATO

Der STANDARD muss sich selten verstecken, doch dem Größenvergleich mit Asahi Shimbun hält er, zugegeben, nicht ganz stand. Asahi Shimbun ist mit einer täglichen Druckauflage von mehr als zehn Millionen Stück die zweitgrößte Zeitung nicht nur Japans, sondern der Welt. Allein Yomiuri Shimbun ist noch um die eine oder andere Auflagenmillion größer. Natürlich hinkt der Vergleich, weil Japan mit gut 125 Millionen Einwohnern größer ist als Österreich. So oder so fiele es dem STANDARD kaum ein, eine Partnerschaft mit dem Internationalen Olympischen Comité (IOC) einzugehen, dem selbiges vielleicht auch nicht in den Sinn kommen würde.

Asahi Shimbun ist offizieller Olympia-Partner der Sommerspiele in Tokio, die von 2020 auf heuer verschoben wurden und am 23. Juli beginnen sollen. Sollen. Mittlerweile wird auch bei Asahi Shimbun, laut Eigendefinition übrigens linksliberal, die Ansicht vertreten, die Spiele sollten abgesagt werden. In einem Leitartikel wurde das Event als "Bedrohung für die Gesundheit" beschrieben. Sollte Premierminister Yoshihide Suga "die Lage ruhig und objektiv bewerten", so müsse er die Spiele absagen, weil das Corona-Risiko nicht zu akzeptieren sei. Selbiges würde auch für die Paralympics (ab 24. August) gelten.

Meldung und Empörung

Das IOC bekam sowieso sein Fett weg. Es verhalte sich "selbstgerecht", hieß es, und missachte den Willen der Bevölkerung. Zuletzt ging die Meldung durch die japanischen Medien, dass die Veranstalter Zimmer und Suiten in den besten Hotels für IOC-Mitglieder reserviert hätten, kolportiert wurden Nächtigungspreise von bis zu 22.480 Euro, wobei das IOC davon nur etwa 285 bis 325 Euro selbst berappen müsse, für den großen Rest kommen die Veranstalter auf.

Zur Empörung trug auch IOC-Präsident Thomas Bach bei, als er sagte: "Jeder in der olympischen Gemeinde muss Opfer bringen." Das war, rechtfertigte sich das IOC, natürlich anders gemeint, als es bei den Japanern angekommen ist. Bach habe dies sicher nicht an Japan, sondern die Verbände, Sportlerinnen und Sportler adressiert.

Warnung und Rechnung

In Japan, wo erst zwei Prozent der Bevölkerung vollen Impfschutz haben, hat sich zuletzt die Corona-Situation verschärft. In Tokio und in anderen Landesteilen wurde der Notstand ausgerufen bzw. verlängert. In den USA gilt seit Montag eine Reisewarnung der höchsten Stufe für Japan.

Seitens des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC) heißt es, man gehe "nach wie vor davon aus, dass die Spiele stattfinden werden". Das ÖOC rechnet mit einem 70-köpfigen Team und damit, dass 90 bis 95 Prozent der österreichischen Aktiven geimpft nach Tokio reisen. Von den insgesamt 11.000 TeilnehmerInnen sollten, so die Hoffnung, 80 Prozent vor Beginn der Spiele geimpft sein.

Vor allem in Deutschland kursierten zuletzt Gerüchte, das IOC könnte sich aus Versicherungsgründen gegen eine Olympia-Absage sträuben. Es würde, so die Vermutung, besser aussteigen, sollte Japan von sich aus die Spiele canceln. "Gerüchte werden von mir nicht kommentiert", sagt ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel dem STANDARD. In Japan hat ein Forschungsinstitut bereits berechnet, wie viel eine Absage den Staat kosten würde, herausgekommen ist die Kleinigkeit von 16,6 Milliarden Dollar (13,6 Milliarden Euro). Ein noch größerer Schaden wäre allerdings ein neuerlicher Notstand wegen stark ansteigender Infektionszahlen. (Fritz Neumann, 26.5.2021)