Bei den Protesten in Kolumbien wurde ein Gerichtsgebäude in der Gmeinde Tuluá zerstört.

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Bogota/Cali – Nach rund einem Monat mit Protesten in Kolumbien ist ein Gerichtsgebäude in der Gmeinde Tuluá bei einem Feuer zerstört worden – mutmaßlich infolge von Brandstiftung. Der Komplex in der nördlich von Cali, einem Epizentrum der Demonstrationen, gelegenen Stadt lag am Mittwoch in Trümmern, wie auf Fotos zu sehen war. Nur ein Kruzifix schien von den Flammen verschont worden zu sein.

"Vandalen wollen mit Brandstiftungen wie (...) in Tuluá die Justiz behindern", schrieb der kolumbianische Verteidigungsminister Diego Molano auf Twitter. Justizminister Wilson Ruiz sprach von "Terrorakten". Dem Nationalen Streikkomitee nahestehende Organisationen versicherten, dass das Feuer auf bewaffnete Zivilisten außerhalb der Protestbewegung zurückgehe.

Protestwelle

Seit Ende April gab es in verschiedenen Städten des südamerikanischen Landes immer wieder zahlreiche Proteste und auch Ausschreitungen wie am Ende des Protesttags in Tuluá. Bisher starben nach jüngsten Angaben der nationalen Ombudsstelle im Zusammenhang mit den Protesten mindestens 42 Menschen, viele durch Polizeigewalt.

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Nicht mehr viel übrig.
Foto: AP Photo/Andres Gonzalez

Auch am Mittwoch forderte die Vertreterin der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte in Kolumbien, Juliette Rivero, die Aufklärung eines gewaltsamen Todes in Tuluá. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission zeigte sich alarmiert und forderte Kolumbien mit Nachdruck auf, Vertreter ins Land zu lassen.

Für Politikreformen

Zunächst hatten die Demonstranten gegen eine inzwischen zurückgenommene Steuerreform protestiert. Der Widerstand gegen eine – nun ebenfalls verworfene – Gesundheitsreform und der Einsatz für den labilen Friedensprozess waren dann einige der neuen Ziele.

Kolumbien erholt sich derzeit von einem mehr als 50 Jahre langen Bürgerkrieg, in dem 220.000 Menschen starben. 2016 schloss die kolumbianische Regierung Frieden mit der FARC-Guerilla. Die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung, der Tourismus boomte – doch der Frieden ist brüchig, die Polizeigewalt ein Rückschlag. (APA, dpa, 26.5.2021)