Vieles am Los Angeles von heute erinnert an den von Syd Mead bereits 1982 für "Blade Runner" kreierten Großstadtmoloch.

Foto: Ralf Ilgenfritz

Häuser so hoch, dass die Straßen wie Keller wirken, und Fahrzeuge, die durch den urbanen Raum schweben. Das sind nur die auffälligsten Parallelen zwischen Ridley Scotts Kultfilm Blade Runner aus dem Jahr 1982 und Fritz Langs Stummfilmklassiker Metropolis von 1927. Einen ganz besonderen Reiz entfalten sie in der Dokumentation Das Phänomen "Blade Runner", zu sehen heute um 21.50 Uhr auf Arte und in der Mediathek, wenn sie durch Split-Screens veranschaulicht werden.

Nicht weniger beeindruckend ist es allerdings, wenn die Doku in die Lebensrealitäten des Los Angeles von heute eintaucht. Eine von riesigen Werbetafeln und Dauerregen dominierte Version der kalifornischen Metropole im Jahr 2019 bildete bekanntlich die dystopische Folie für Harrisons Fords Jagd auf "Replikanten". Nach einem holprigen Kinostart wirkte die Adaption einer Vorlage von Philip K. Dick umso stärker nach – auf Filmemacher ebenso wie auf Autoren und Architekten.

An Making-of-Dokumentationen herrscht dank zahlreicher DVD- und BluRay-Editionen kein Mangel. Für die Arte-Doku wurden allerdings nicht nur Darsteller oder der für das bahnbrechende visuelle Design verantwortliche Syd Mead erneut interviewt. Wir begegnen auch Obdachlosen, die in Los Angeles in denselben Straßen leben, in denen millionenteure Apartments ihre Adresse haben. Zwischen Menschen und Häusern besteht hier so gut wie keine Verbindung mehr. Spätestens hier bestätigt das jüngste Update im Blade Runner-Universum, dass gerade einige der schlimmsten Aspekte einer vielgeliebten Dystopie längst Wirklichkeit geworden sind. (Karl Gedlicka, 28.5.2021)