Tom und Jerry war so ziemlich das Gewalttätigste, was Kinderseelen seinerzeit zugemutet wurde. Sogar in der verharmlosten deutschen Fassung mit dem Udo-Jürgens-Lied (Vielen Dank für die Blumen). Kater Tom wurde bei den Auseinandersetzungen mit Maus Jerry von Dampfwalzen überrollt, in die Luft gesprengt, vom Bullterrier zerfetzt, mit dem Bügeleisen verbrannt … Jerry bekam auch etwas ab, aber viel weniger. Es war sehr grausam. Ungefähr so grausam wie Grimms Märchen, daher für Kinder geeignet.

Kickl ist der clevere Jerry und Hofer der Tom, der immer verliert?
Foto: APA/ROBERT JAEGER

Die Katz-und-Maus-Analogie hat nun rund 60 Jahre später Eingang in die österreichische Innenpolitik gefunden. In der FPÖ manövrieren Norbert Hofer und Herbert Kickl um den Spitzenplatz. Daher: symmetrische Eskalation. Kickl meldet Anspruch an. Darauf Hofer, der gerade auf Reha ist: "Wenn die Katze aus dem Haus ist, haben die Mäuse Kirtag." Kickl ist aber der bessere Polemiker und schlägt zurück: "Das erinnert mich an ‚Tom und Jerry‘. Das geht aber meist nicht gut für die Katze aus."

Okay, Kickl ist also der clevere Jerry und Hofer der Tom, der immer verliert. Ist die ganze FPÖ daher ein Comicstrip? Irgendwie schon, aber eben ein ziemlich gewalttätiger.

Aber das macht ja der Stammwählerschaft nicht wirklich etwas aus. Die lässt sich zwar kurzfristig irritieren, kehrt aber dann trotzdem wieder unbeirrbar zu ihren liebsten Comicfiguren zurück. (Hans Rauscher, 27.5.2021)