Jürgen Werner zieht einen Schlussstrich unter das Kapitel LASK.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Linz – Jürgen Werner ist nicht mehr Vizepräsident von Fußball-Bundesligist LASK. In einem offenen Brief erklärte der Ex-Spieler, langjährig erfolgreiche Spielervermittler und Funktionär am Donnerstag, dass er "mit dem heutigen Tag" zurücktrete. Vor dem Hintergrund von Untersuchungen der Liga-Organe gegen ihn bzw. gegen den LASK machte der 59-Jährige Vorverurteilungen und eine "aktuelle Medienkampagne" für den Schritt verantwortlich.

"Medienkampagne übersteigt meine Belastungsgrenze"

"Die mediale Vorverurteilung der letzten Wochen ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Ich bin an ein Leben mit medialer Aufmerksamkeit gewöhnt und mir ist bewusst, dass es manchmal dazu eine sehr dicke Haut braucht. Doch die aktuelle Medienkampagne gegen meine Person und damit auch gegen den LASK übersteigt meine Belastungsgrenze. Die sich ständig wiederholenden Vorwürfe haben mich erschöpft. Meine Familie und ich erhalten Hassbotschaften und Drohungen von Menschen, die wir nicht einmal kennen", schreibt Werner, der den Rücktritt nicht als Schuldeingeständnis gewertet sehen will. Die "gezielten Vorwürfe, die seit Wochen gegen mich in Boulevardmedien platziert werden", seien "falsch bzw. völlig aus dem Zusammenhang gerissen".

Wie das Magazin "News" Ende April berichtete, soll der Oberösterreicher über eine Firmenbeteiligung mit den Transferrechten von LASK-Spielern Geschäfte gemacht und damit gegen FIFA-Regeln verstoßen haben. Werner, der früher Spielervermittler war und seit 2019 auf seine Rolle als LASK-Vizepräsident fokussiert ist, habe demnach diskrete Deals mit Transferrechten abgewickelt, und zwar mutmaßlich auch nach 2015, als diese von der FIFA und dem ÖFB längst ausdrücklich untersagt waren.

Der Senat 5 der Bundesliga hat deswegen gegen den LASK in der Vorwoche ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Der Verein hat bis 1. Juni Zeit zur Stellungnahme sowie die Möglichkeit einer persönlichen Anhörung während der in der darauffolgenden Woche stattfindenden Sitzung. Am Mittwoch eröffnete zudem der Senat 2, der Schlichtungs- und Kontrollausschuss, ein Verfahren, da Werner gegen das ÖFB-Reglement zur Arbeit mit Spielervermittlern verstoßen haben könnte. Die Frist für eine offizielle Stellungnahme läuft hier bis 9. Juni. Die möglichen Sanktionen sind derzeit weitgehend unbekannt.

"Anschuldigungen, keine Beweise"

Als "besonders traurig" bezeichnete Werner in dem Offenen Brief an ausgewählte Journalisten den Umstand, "dass Anschuldigungen veröffentlicht werden, ohne jemals dazu einen Beweis vorgelegt zu haben. Der LASK bzw. ich müssen jetzt beweisen, dass es keinerlei solcher Vereinbarungen bzw. Verträge gibt – in einem Rechtsstaat sollte das eigentlich umgekehrt sein! Diese mediale Inszenierung und Vorverurteilung dient offensichtlich dem Ziel, dem LASK und mir größtmöglichen Schaden zuzufügen", schreibt Werner.

Als "wahrer Freund des LASK" wolle er der sportlichen Führung, sofern dies gewünscht sei, gerne beratend zur Seite stehen. Die neu gewonnene Zeit will er dazu aufwenden, seine Reputation wiederherzustellen und gegen die Vorwürfe rechtlich vorzugehen. (APA, red, 27.5.2021)