Edi Finger junior ist am Donnerstag überraschend gestorben.

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Edi Finger junior bildete mit Adi Niederkorn das Duo "Adi und Edi", hier sind sie bei einer Buchpräsentation im Jahr 2007 zu sehen.

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Wien – Ihn nur als den "Junior" zu titulieren wird Edi Finger junior nicht gerecht. Bei weitem nicht. Schließlich kommentierte der Sportjournalist und ORF-Radiomoderator im Lauf seiner langen Karriere hunderte, womöglich sogar tausende Übertragungen, und er war wohl auf ebenso vielen Society-Events zu Gast, um das zu machen, was er am liebsten machte: Schmäh führen. Und dennoch thront über einem Junior stets ein Senior, zumindest in der medialen Wahrnehmung.

Keine Kopie des Seniors

"Der Papa war der Superstar, ich war daneben der Kleine", sagte Edi Finger junior vor zwei Jahren bei oe24.tv, als er über seinen Vater sprach. Das Verhältnis sei aber super gewesen: "Wir haben immer eine Hetze und Gaude gehabt." Er habe mit dem Kultstatus seines Vaters nie ein Problem gehabt, auch wenn der Schatten lang gewesen sei. Um aus diesem zu treten, habe er versucht, sich mit seiner Art der Moderation von ihm zu distanzieren: "Sonst wäre ich nur eine Kopie geworden. Und kein Original. An dem habe ich gearbeitet." Sein Vater sei mehr der seriöse Reporter gewesen, er habe es hingegen mehr über die Schmähschiene versucht, rekapitulierte der Junior.

Sein Vater, das war die Sportkommentatorenlegende Edi Finger senior, der mit seiner Radioreportage des Fußball-Weltmeisterschaftsspiels zwischen Deutschland und Österreich (2:3) im argentinischen Córdoba 1978 Berühmtheit erlangte. Den Sensationssieg Österreichs versah Edi Finger senior damals mit den gebrüllten Worten: "Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor! I wer' narrisch!"

Starke Rückenschmerzen

Am Donnerstag ist Edi Finger junior im Alter von 72 Jahren in Wien gestorben. Das meldete Ö1 Freitagfrüh. Laut oe24.at soll er in den letzten Tagen über starke Rückenschmerzen geklagt haben. Er wurde vom Notarzt ins AKH gebracht, konnte aber nicht mehr reanimiert werden. Erst vor wenigen Wochen starb Edi Finger juniors Schwester, die langjährige ORF-Mitarbeiterin Elisabeth "Sissy" Finger, an Corona. Zuvor war bei ihr Blutkrebs diagnostiziert worden.

Adi und Edi

Seit 1967 war Edi Finger junior mit den Schwerpunkten Fußball und Ski alpin für den ORF im Einsatz, er kommentierte aber auch andere Sportarten wie Boxen. Insbesondere war er mit Radio Wien verbunden und mit Radiomoderator Adi Niederkorn, mit dem er das kongeniale Kultduo "Adi und Edi" bildete.

Die beiden fungierten als langjährige Testimonials für den Sportwettenanbieter Tipp 3, machten sich selbst zur Marke und waren Fixsterne diverser Society-Formate. Im Amalthea-Verlag veröffentlichten sie 2002 das Buch "Adi und Edi – Der lachende Fußball. Sprüche – Pointen – Kuriositäten". Mit seiner Ex-Ehefrau Marion organisierte er den Wiener Filmball.

Rückkehr als Sportreporter

Edi Finger junior wurde am 9. März 1949 in Klagenfurt geboren. Dass er die Matura schaffte, bezeichnete er als "Gnadenakt humanitärer Lehrer". Seit Mitte der 60er-Jahre arbeitete er wie sein Vater für den ORF als Sportreporter. Im Jahr 2011 ging er 62-jährig in ORF-Pension.

Unruhestand bei oe24.tv

Doch von Ruhestand war bei Edi Finger junior keine Rede, er heuerte auf einer kleineren Bühne an – bei Wolfgang Fellners Sender oe24.tv an, wo er weiter als Sportreporter arbeiten konnte. Edi Finger junior kommentierte dort etwa 2018 gemeinsam mit der ORF-Sportreporterlegende Robert Seeger Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft und sollte auch heuer bei der Europameisterschaft im Einsatz sein. Mit einer Sublizenz der Uefa und des ORF wird oe24.tv ab 11. Juni neun Livespiele, davon sechs exklusiv und drei in Kooperation mit dem ORF, übertragen.

"Personifizierte Sportbegeisterung"

ORF-Chef Alexander Wrabetz würdigte den Verstorbenen am Freitag in einer Aussendung so: "Edi Finger junior war zeit seines Lebens fix mit dem heimischen Sportgeschehen verbunden und jahrzehntelang als ORF-Livereporter die personifizierte Sportbegeisterung der Österreicherinnen und Österreicher. Seine leidenschaftlichen Kommentare gingen wie die seines Vaters in die österreichische Sportgeschichte ein. Dafür wird er noch lange im Gedächtnis bleiben. Unser tiefes Mitgefühl gehört den Hinterbliebenen."

"Oder wir haben davon nichts gewusst"

Anlässlich seines 70. Geburtstags ließ Edi Finger junior bei Wolfgang Fellner seine glorreichen Jahre als Sportreporter Revue passieren. Damals sei alles fröhlicher, schöner gewesen, sagte er. Blutdoping habe es nicht gegeben, "oder wir haben nichts davon gewusst". Das Verhältnis zwischen den Sportlern und Kommentatoren sei anders gewesen: "Wir waren eine Hawara-Partie."

"Wunder-Bar"

2006 nahm Edi Finger junior an der zweiten Staffel der ORF-Show "Dancing Stars" teil. Mit seiner Tanzpartnerin Nicole Kuntner erreichte er den achten Platz, später wurde er zum Barkeeper der "Wunder-Bar".

Edi Finger junior hinterlässt zwei Kinder. (omark, 28.5.2021)