Die AUA darf am Freitag wieder nach Moskau fliegen – auch unter Umgehung des belarussischen Luftraums.

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Schwechat/Moskau/Minsk – Die russischen Behörden haben der AUA am Freitag die Genehmigung für eine Flugroute von Wien nach Moskau erteilt, die nicht über belarussischen (weißrussischen) Luftraum führt. Die AUA kann somit den am Freitag geplanten Flug OS 601/602 von Wien nach Moskau und zurück durchführen, teilte sie Freitagfrüh mit. Am Vortag hatte Russland eine entsprechende Routenführung überraschend nicht genehmigt.

Für die weiteren geplanten Passagierflüge nach Moskau sowie die Frachtflüge nach Nanjing in China steht die Genehmigung einer Alternativroute noch aus. Die AUA erwartet allerdings auch hier eine positive Rückmeldung.

Die AUA hat Flüge über den belarussischen Luftraum aufgrund einer Empfehlung der EU-Luftsicherheitsbehörde Easa vorläufig ausgesetzt. Aus diesem Grund ist auch eine Anpassung der Flugroute von Wien nach Moskau sowie der Frachtflugverbindung nach Nanjing notwendig. Die Änderung von Flugrouten muss behördlich genehmigt werden.

Zustimmung in Wien

Als "wichtiges und richtiges Signal" bewertet Luftfahrt-Staatssekretär Magnus Brunner (ÖVP) die Entscheidung. "Es ist im österreichischen und russischen Interesse, dass alle Flüge nach und über Russland problemlos durchgeführt werden", erklärte Brunner in einer Aussendung.

Die russische Reaktion am Donnerstag sei für Österreich "absolut nicht nachvollziehbar." gewesen. Das habe das Außenministeriums auch dem russischen Botschafter kommuniziert. Der österreichische Botschafter in Moskau habe diese Position auch Russland dargelegt. "Wir gehen davon aus, dass die russischen Behörden nun auch für alle weiteren Flüge die Genehmigungen erteilen."

Air France hat unterdessen zum dritten Mal in Folge einen Rückflug von Paris nach Moskau abgesagt, der Belarus umgeht. Das berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Freitag. Die Tracking-Service-Daten von Flightradar 24 zeigten, dass der Airbus A319 der französischen Fluggesellschaft in Paris um 9.25 Uhr starten und um 14.15 Uhr Moskauer Zeit in Moskau landen sollte. Die verfügbaren Informationen zeigen laut Ansa an, dass dieser Flug storniert wurde.

Warnung vor Eskalation

Die Aufforderung an EU-Airlines, den Überflug von Belarus zu vermeiden, ist eine Reaktion auf die Vorfälle rund um den Ryanair-Flug-4978 vom Sonntag. Dieser wurde auf dem Weg von Athen nach Vilnius von den belarussischen Behörden nach Minsk umgeleitet. Die Regierung von Präsident Alexander Lukaschenko macht dafür eine angebliche Bombendrohung der palästinensischen Hamas verantwortlich. Die EU geht aber davon aus, dass der wahre Grund die Anwesenheit des Lukaschenko-kritischen Bloggers und Publizisten Roman Protassewitsch und dessen Partnerin Sofia Sapega in dem Flugzeug war.

Die beiden wurden nach der Landung festgenommen. Beide haben mittlerweile in Videos die Organisation von Protesten gegen Lukaschenko im Vorjahr gestanden, worauf in Belarus langjährige Haftstrafen und im Extremfall sogar die Todesstrafe stehen können. In beiden Fällen wird vermutet, dass die Aussagen unter Folter zustande gekommen sind. Insbesondere Protassewitsch weist in dem Video auch mögliche Folterspuren im Gesicht auf. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) kündigte Freitag an, die erzwungene Umleitung zu überprüfen.

Russland selbst hat am Freitag erneut die EU davor gewarnt, den belarussischen Luftraum weiter zu meiden. Es gebe ein beträchtliches Eskalationsrisiko, wenn die EU auf ihrem bisherigen Standpunkt verharre, wonach europäische Flugzeuge das Land nicht mehr überfliegen dürfen. Zudem teilte Moskau mit, diese Haltung gefährde auch die Sicherheit der Passagiere.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, machte am Freitagvormittag die EU für die Probleme verantwortlich. "Das, was die Westler da gemacht haben, Flüge durch den Luftraum von Weißrussland aus politischen Gründen zu verbieten, ist eine völlige Verantwortungslosigkeit, die die Sicherheit der Passagiere in Gefahr bringt", schrieb sie auf Facebook.

Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach umgekehrt von einem Eskalationsrisiko, sollte Russland EU-Airlines die Umgehung des belarussischen Gebiets weiterhin nicht gestatten. Man wisse aber zur Stunde noch nicht, ob es sich um vereinzelte Fälle gehandelt habe oder um eine anhaltende Strategie des Kreml. (mesc, APA, 28.5.2021)