Die Message an seine Spieler ist laut Peter Stöger angekommen.

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Wien – Vor einer Woche noch schwer geschlagen vom Feld getrabt, hat die Austria die Tür zur ersehnten Teilnahme am Europacup weit aufgestoßen. Nach dem 3:0 im Hinspiel des Playoff-Finales gegen den WAC fehlen den Wienern noch 90 konzentrierte Minuten am Sonntag in Wolfsberg, um das Saisonziel doch noch zu erreichen. Die Mannschaft feierte nach dem letzten Heimspiel der Saison mit den wieder ins Stadion zurückgekehrten Fans, Peter Stöger bekam zum Abschied Sonderapplaus.

Der vor dem Abschied von seinem Heimatverein stehende Coach der Wiener gab zu: "Wir haben nicht gedacht, dass wir nach dem Spiel so eine gute Ausgangsposition haben." Mittelfeldmann Vesel Demaku sah einen "wunderschönen Tag". Die Austria hätte wohl auch einen weniger hohen Sieg genommen. Während sich die Favoritner noch von den Anhängern verabschiedeten, waren die WAC-Akteure bereits in der Kabine verschwunden. Trainer Roman Stary ortete mangelnden Willen. "Wir müssen jetzt alles tun, um noch ein Fußballwunder zu schaffen", merkte er an.

3:0 in Hartberg, 3:0 gegen den WAC – dass sich die Mannschaft erneut steigern konnte, sah Stöger als Ausdruck ihrer charakterlichen Stärke. "Wir haben viele Jungs, die nicht wissen, wo sie nächstes Jahr spielen. Aber sie stehen zur Mannschaft und zum Verein. Dieses Ziel, das wir jetzt noch erreichen können, ist wichtig für sie. Das ringt mir Respekt ab", merkte der 55-Jährige an.

Momentum bei Violett

Stöger berichtete von großer Freude, die seine Schützlinge nach Schlusspfiff ausgestrahlt hätten. "Sie wissen aber, dass es noch nicht erledigt ist", meinte er mit Blick auf das Rückspiel. "Aber sie wissen auch, dass wir erstmals in dieser Saison in Hartberg gewonnen haben, dass wir im noch wichtigeren Spiel gegen Wolfsberg erstmals gewonnen haben", führte Stöger weiter an. Das berühmte "Momentum" scheint für die Austria zu sprechen.

Die Violetten lieferten eine in allen Mannschaftsteilen kompakte Vorstellung ab, kein Spieler fiel ab. Herausragend war Marco Djuricin, der den Gästen nicht nur bei seinen Toren in der 46. und 72. Minute Probleme bereitete. Der 28-jährige Angreifer sah auch ein Negativerlebnis als Auslöser für die Steigerung. Beim 2:3 in Ried am 21. Mai verjuxte die Austria eine 2:0-Führung in der Schlussviertelstunde. "Tacheles" habe man danach geredet, führte Djuricin an. Stöger sah die damalige Nachbesprechung nicht so dramatisch. Er habe dem Team nur vor Augen geführt, dass es nötig sei, immer an die Leistungsgrenze zu gehen. "Das hat möglicherweise auch die Mannschaft so klar werden lassen, dass sie sehen: Es stimmt schon, was der Alte ab und zu einmal sagt."

Stary war durchaus verärgert. Nach nicht einmal zwei Minuten lag die Austria durch Manprit Sarkarias Kopfballtor voran. Eine Antwort blieben die Wolfsberger dann über 90 Minuten schuldig. "Geistig müde" habe seine Elf gewirkt, meinte Stary. "Ich hatte den Eindruck, wir waren nicht hungrig genug", sagte er. Der ebenfalls mit Saisonende als Chefcoach scheidende 47-Jährige übte sich im Zweckoptimismus. "Wenn man das Spiel sieht muss sagen: 'Der Kas' ist gegessen'. Aber im Fußball ist schon viel passiert", meinte er.

"Fehler wie im Kindergarten"

Am Freitag wird bei den Wolfsbergern Ursachenforschung angesagt sein. Offensiv waren die Gäste völlig harmlos. Der erste Schuss aufs Tor gelang Michael Liendl erst in der 80. Minute. Um die Wende noch schaffen zu können, müssen Tore her. Viel mehr ärgerte Stary aber die laxe Einstellung. "Ich habe ihnen zur Pause ins Gewissen geredet und die Leviten gelesen, dass wir uns so nicht präsentieren können. Dann kommen wir raus und bekommen gleich ein Tor", sagte er zum raschen 0:2 nicht einmal eine Minute nach Wiederanpfiff.

Defensiv war der WAC ebenfalls weit von seiner Bestform entfernt. Abhilfe schaffen könnte Gustav Henriksson, der Innenverteidiger hat nach seiner Gehirnerschütterung laut Stary vom Arzt aber noch keine Spielerlaubnis erhalten. Mario Leitgeb wirkte nach Abpfiff ratlos. Der Mittelfeldabräumer sprach auf Sky von "Fehlern wie im Kindergarten" in der Abwehr, Aufgeben sei aber keine Option. "Wir haben natürlich nicht mehr so viel Trumpf in der Hand, aber mehr wie St. Pölten", sagte Leitgeb. St. Pölten liegt im Relegationsduell mit Austria Klagenfurt nach dem Hinspiel 0:4 zurück. (APA, red, 28.5.2021)