Nur weil etwas online abgehalten werden kann, heißt das noch nicht, dass dies auch immer der beste Ort dafür ist. Im Bild die Sponsionsfeier einer japanischen Universität.

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Man soll ja nicht immer alles negativ sehen. Also reden wir heute einmal über positive Nebeneffekte der Covid-19-Pandemie. Dass diese zu einem Innovationsschub quer durch die gesamte Arbeitswelt geführt hat, ist schon einmal einer. Plötzlich wird allerorten "gezoomt". Meetings, die zuvor wirklich – aber auch ganz wirklich – ohne physische Anwesenheit unmöglich gewesen sind, klappen via Teams oder Google Meet nun doch ganz gut. Und auch große Konferenzen und die damit verbundenen, oftmals mühsamen Reisen sind damit endlich obsolet!

Zumindest hört man das immer wieder. Es ist aber Unsinn.

Denn wenn das vergangene Jahr eines nur allzu deutlich gezeigt hat, dann dass vieles eben nicht online geht. Und zwar nicht einmal bei Firmen, die die Möglichkeiten des Internets voll auszunutzen wissen. Insofern sei dem Autor ein Beispiel aus dem eigenen Nahfeld erlaubt: Google hatte sich für seine unlängst abgehaltene I/O-Konferenz einiges einfallen lassen. Sämtliche Vorträge wurden live ins Internet übertragen, Besucher konnten Fragen direkt an die Entwickler stellen, selbst ein spielerisch gestaltetes I/O-Abenteuer, bei dem man andere Teilnehmer treffen und mit ihnen plaudern konnte, gab es. Und doch wurde schnell klar: Das ist einfach nicht das Gleiche.

Der wahre Wert solcher Veranstaltungen liegt nun einmal in den Dingen, die nicht auf dem Programm stehen. In den zufälligen Begegnungen beim Kaffeeholen, in den Kontakten, die sich daraus ergeben, in zunächst verrückt klingenden Ideen, die irgendwann zu später Stunde zu einem Plan werden.

Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Das soll kein Plädoyer gegen Online-Kommunikation sein. Beileibe nicht. Natürlich können viele Meetings so effizienter gestaltet werden, was auch aus ökologischer Sicht zu begrüßen ist – Thema: unnötige Flugreisen. Wer aber glaubt, dass sie ein Allheilmittel sind, um Treffen im "echten Leben" zu ersetzen, der täuscht sich. Und zwar gewaltig. (Andreas Proschofsky, 1.6.2021)