Autor Mazlum Nergiz ist Gewinner des diesjährigen Hans-Gratzer-Stipendiums.

Foto: Schauspielhaus Wien

Wien – Der in Amsterdam lebende Autor Mazlum Nergiz (Jahrgang 1991) ist Gewinner des diesjährigen Hans-Gratzer-Stipendiums. Sein Stückentwurf "Coma" wird demnach im Lauf der Spielzeit 2021/22 am Wiener Schauspielhaus, das den Preis seit 2008 in Gedenken an den Regisseur und Theaterleiter Hans Gratzer vergibt, uraufgeführt. Der Publikumspreis, der heuer erstmals von derÖ1-Hörerschaft vergeben wurde, geht an Annalisa Cantini (Jahrgang 1994).

Im Siegertext "Coma" umkreist ein namenloser Erzähler in Erinnerungen, Märchen und Reflexionen sein Verhältnis zu sich und seiner queeren Sexualität. "Mazlum Nergiz schreibt offen und unprätentiös und entwaffnend direkt über Sexualität und Gewalt. Die sprachliche Dichte und Melodik erzeugen einen Lese- beziehungsweise Sprechflow, der einen großen Sogentwickelt. Der Text zieht einen von Beginn an in den Bann, indem er sehr intensive Atmosphären erzeugt: Er ist abstoßend und gleichzeitig erregend, es geht um Grenzauflösung und gleichzeitig um Grenzüberschreitungen, mitunter erzwungene", heißt es in der am Freitag veröffentlichten Jurybegründung.

Cantini, die mehrsprachig schreibt und seit 2016 Sprachkunst in Wienstudiert, konnte sich beim Ö1-Publikumsvoting mit ihrem zehnminütigen Hörstück "A Milano tutto apposto / In Mailand alles in Ordnung" gegen vier Konkurrentinnen und Konkurrenten durchsetzen. Darin geht es um die Aushöhlung demokratischer Strukturen in Italien. Der Text wird in der kommenden Spielzeit am Schauspielhaus in Form einer szenischen Lesung präsentiert werden. (APA, 28.5.2021)