Der vergangene Jahreswechsel war nicht nur bei allen, die das vermurkste Jahr 2020 einfach hinter sich lassen wollten, hoch im Kurs, sondern vor allem auch bei Klimaschützern. Denn seit dem 1. Jänner gilt in Deutschland ein CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne Kohlenstoffdioxid, und das in den Bereichen Gebäude und Verkehr. Damit wurde national eine Lücke geschlossen, die das europäische Handelssystem für Emissionen bisher nicht gefüllt hat. Der Preis erhöht sich dann schrittweise.

Auch in Österreich soll eine CO2-Steuer im ersten Quartal 2022 kommen. Über die Details wird gerade verhandelt, eine Präsentation der Pläne wird für den kommenden Herbst erwartet. Ziel der Maßnahme ist es, den Verbrauch fossiler Brennstoffe unattraktiver zu machen und gleichzeitig einen Anreiz für den Umstieg auf klimafreundliche Alternativen zu setzen.

Mit dem geplanten CO2-Preis für den Gebäudesektor soll der Verbrauch fossiler Brennstoffe unattraktiver gemacht werden.
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In Deutschland wird der Preis allerdings nicht direkt vom Endverbraucher bezahlt, sondern von den sogenannten Inverkehrbringern, also Ölunternehmen oder Gaslieferanten. Die Kosten würden aber eins zu eins an den Kunden weitergereicht, vermutete man Anfang des Jahres.

Je besser ein Haus energetisch aufgestellt ist und je sparsamer die Bewohner darin heizen, umso niedriger fällt also der Endbetrag aus. Damit werden zwar Vermieter und Mieter in einem ersten Schritt gleichzeitig in die Pflicht genommen, es gibt aber auch Kritik und viele Diskussionen.

Denn derzeit werden die Kosten zu hundert Prozent von den Mietern getragen. Das wird vor allem deswegen kritisch gesehen, weil diese Investitionsanreize damit an den Verantwortlichen vorbeigehen: Wenn ein Vermieter den CO2-Preis ohnehin nicht zahlen muss, warum sollte er dann seine Wohnungen sanieren? Oder, andersherum: Was hat ein Vermieter davon, seine Wohnungen energieeffizienter zu machen? Diskutiert wird also eine Fifty-fifty-Aufteilung beziehungsweise – wie eine Forderung des Deutschen Mieterbunds lautet –, die Kosten komplett auf die Vermieter zu übertragen.

Preis war höher angesetzt

Und da hört die Kritik nicht auf. Eine Studie des Finanzwissenschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (Fifo) und des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) zeigte bereits 2019 auf, dass eine CO2-Steuer allein nicht reichen würde, um die nötigen Sanierungen wirtschaftlich attraktiv zu machen. Hinzu kommt, dass die beiden Institute mit einem Preis von 45 Euro pro Tonne rechneten, der sich jährlich um zehn Euro erhöhen wird. "Allerdings reicht auch der Preispfad bis 245 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2040 nicht aus, um alle betrachteten Sanierungsmaßnahmen in den Fallbeispielen hinreichend wirtschaftlich erscheinen zu lassen", heißt es in der Studie.

Die Endbeträge fielen jedenfalls auch mit den damals gerechneten höheren Preisen moderat aus: "So ergeben sich für einen Zwei-Personen-Haushalt in einem mittelalten Mehrfamilienhaus mit Gasheizung im Jahr 2030 Mehrkosten von 44 Euro pro Jahr, für eine dreiköpfige Familie in einem neuen Einfamilienhaus mit neuer Gasheizung 82 Euro pro Jahr." Nur eine dreiköpfige Familie im Einfamilienhaus mit veralteter Ölheizung würde mit jährlich 532 Euro oder mehr ordentlich zur Kasse gebeten.

Heterogener Markt

Zur Erinnerung: In Deutschland ist aktuell eine graduelle Erhöhung bis auf 55 Euro pro Tonne im Jahr 2025 geplant, ab dann soll es nur noch einen vorgeschriebenen Preiskorridor (zwischen 55 und 65 Euro) geben, bis der Markt die Preise selbst bestimmen soll.

Ist der CO2-Preis also zu niedrig angesetzt? "Die Preise, die wir damals im Gutachten als moderat eingeschätzt hatten, wurden in Deutschland vom Gesetzgeber ja noch einmal niedriger festgelegt", sagt Lena Pickert, eine Mitautorin der Studie. Die Frage sei aber nicht so einfach zu beantworten. "Der Gebäudesektor ist extrem heterogen. Neubau, Bestand, Mietobjekte, Eigentum – deswegen haben wir in der Studie auch Fallbeispiele herangezogen, um die Auswirkungen eines CO2-Preises auf den Gebäudesektor zu diskutieren.

Es ist offensichtlich, dass bei einem alten Einfamilienhaus, das schlecht gedämmt und mit einer Ölheizung ausgestattet ist, die Mehrbelastung deutlich höher ausfällt als bei einem neuen Einfamilienhaus. Man kann aber sagen, dass die Einführung von CO2-Preisen dazu führt, dass sich energetische Sanierungen schneller amortisieren – allerdings in unterschiedlichem Maße."

Wirschaftlich attraktiver

Der CO2-Preis reiche als alleiniges Mittel nicht aus, um CO2-Emissionen im Gebäudesektor langfristig zu reduzieren, lautet das Fazit der Studie. Zusätzlich sollten laut EWI und Fifo Contracting-Modelle und smarte Warmmieten dabei helfen, Klimaschutz auch wirtschaftlich attraktiver zu machen. Bei den angesprochenen Contracting-Modellen geht es um die Einbindung einer dritten Partei, die als Vertragspartner des Vermieters energiebezogene Leistungen gegenüber dem Mieter erbringt. Smarte Warmmieten funktionieren ähnlich, nur ohne dritte Partei, nämlich zwischen Vermieter und Mieter direkt. (Thorben Pollerhof, 20.6.2021)