FPÖ-Chef Norbert Hofer.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Begonnen hat damit Norbert Hofer. Als er das erste Mal im neuen Jahr 2021 im Fernsehen auftauchte, war er fast nicht wiederzuerkennen. Wäre da nicht der salbungsvolle, auf Präsidentschaftskanzlei getrimmte Ton gewesen, man hätte nicht geglaubt, hier säße der FPÖ-Obmann vor der Kamera. Was der Friseur da zweifellos auf Befehl und aus politischer Not geboren am Haupte Hofers angerichtet und im Beobachter ausgelöst hatte, war ein phrenologischer Schock, Beweis dafür, dass Versuche von Selbstoptimierung am männlichen Schädel zwecks Befeuerung der Karriere nur selten von Erfolg begleitet sind. Den Beweis erleben wir mit der Tom-und-Jerry-Show, die derzeit in der FPÖ läuft.

Wrabetz ohne Brille

Als könnte man aus der Geschichte nichts lernen, darf die Tom-und-Jerry-Show, die im ORF gerade anläuft, auch nicht ohne Selbstoptimierung auskommen. Beobachter wundern sich seit einigen Wochen: Alexander Wrabetz ist neuerdings in der Öffentlichkeit stets ohne Brille zu sehen, wunderte sich "Heute". Nicht nur das. Der ORF-Chef wirkt grundsätzlich wie generalüberholt, hat auch einen flotten, jugendlichen Haarschnitt. In einen Jungbrunnen gefallen?, sorgte sich das Blatt, und: Hat sich Wrabetz die Augen lasern lassen? Um endlich auf das Richtige zu kommen. Oder verspürt der 61-Jährige gar zarte Frühlingsgefühle?

Was sonst sollte jemand verspüren, der sich schon wieder um seinen alten Job bewirbt? Aber nichts da. Er verzichte eben ab und zu auf seine Brille, trage keine Kontaktlinsen und habe auch keine Eingriffe am Augapfel hinter sich. Er freue sich aber, wenn sein jugendliches Aussehen gewürdigt werde. Bleibt nur noch abzuwarten, ob sein jugendliches Aussehen auch von den ÖVP-Vertretern gewürdigt wird, die darüber entscheiden, ob das Geld für den flotten, jugendlichen Haarschnitt nicht zum Fenster hinausgeworfen war und zarte Frühlingsgefühle zu Unrecht gesprossen sind.

"Alle Zeugen für Fellner"

Wer vor Gericht geht, tut gut daran, über eine Zeitung zu verfügen. Da lässt sich dann der reinen Wahrheit zum Durchbruch verhelfen, noch ehe ein Urteil gefällt ist. Alle Zeugen für Fellner, konnte Wolfgang Fellner Donnerstag in seinem "Österreich" triumphieren. Andere Blätter beurteilten den Gerichtstag weniger triumphal. Fellner zog Klage zum Teil zurück!, schrieb die "Kronen Zeitung", Fellner schränkt Klage gegen Ex-Mitarbeiterin ein, so der "Kurier", und Fellner schränkt seine Klage ein, schrieb DER STANDARD.

In der Causa geht es nicht nur um die Sittlichkeit eines Herausgebers, sondern auch um die Unsittlichkeit des Konkurrenzkampfes auf dem Boulevard. Man darf staunen, staunte die "Krone": Da zerrt Medienmacher Wolfgang Fellner eine ehemalige Moderatorin vor Gericht, weil sie ihm sexuelle Belästigung vorwirft. Und dann zieht er einen Großteil der Klage zurück. Übrig bleibt nun "Po-Grapschen" ...

Diese Einschränkung vom Allgemeinen auf das Besondere erboste den Anwalt der Beklagten. Der "Österreich"-Herausgeber wolle mit dem Schritt offenbar eine Diskussion darüber, was in den Wochen vor dem Shooting vorgefallen ist, vermeiden, so sein Schluss im "Kurier". Und in der "Krone" zu den Bestätigungen der Chef-Etage, dass es "in all den Jahren nie einen derartigen Vorwurf" gegeben habe: "Was bringen solche Bestätigungen über 15 Jahre, wenn es jetzt auf einmal nur um einen einzigen Vorfall gehen soll? Da geht es um prinzipielle Glaubwürdigkeit, und die darf hinterfragt werden."

Freispruch genehmigt

Das ist das prinzipielle Problem mit dem Boulevard, und der kostenlose Rat eines Anwalts, dessen Glaubwürdigkeit zu hinterfragen, ist Goldes wert. Überraschend hat dem Wolfgang Fellner Donnerstag in seinem Blatt zugestimmt, als er sich vorbeugend einen Freispruch genehmigte. Damit entpuppt sich diese Causa immer mehr als bösartige "Schmutzkübel-Kampagne" der Konkurrenz – umso mehr, als die TV-Lady, die ihre Vorwürfe offenbar erfunden hat, vom "Krone"-Anwalt vertreten wird, der derzeit mehr als 30 UWG-Prozesse führt, um im Auftrag der "Krone" den Erfolg von "Österreich" und oe.24.TV zu stoppen.

Trost spendet da "Zur Zeit", das Zentralorgan freiheitlicher Glaubwürdigkeit. Mehr als ein Jahr haben wir gegen die verfehlten Seuchenbekämpfungsmaßnahmen und gegen den Freiheitsverlust, gegen die Angstpropaganda und gegen die Diffamierung gekämpft. Die Regierung hat allein im letzten Jahr 200 Millionen für Inserate, also für wohlwollende Berichterstattung in ihrem Sinne ausgegeben. Sie dürfen raten, wieviel davon bei unserer Zur Zeit gelandet ist: 0,0 Euro. Das gibt Hoffnung. (Günter Traxler, 30.5.2021)