Cristoforetti ist bald wieder im All – diesmal als Kommandantin.
Foto: AFP Photo / ESA / NASA

Die Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti soll während der Expedition 68a Kommandantin der Internationalen Raumstation ISS werden. Darauf einigten sich die internationalen Partner am 19. Mai, vorbehaltlich der Einhaltung der operativen ISS-Planung und der zukünftigen Starts, wie die Esa nun in einer Aussendung berichtet.

Als Mitglied der so genannten Crew-4 wird Cristoforetti 2022 zusammen mit den Nasa-Astronauten Kjell Lindgren und Bob Hines an Bord eines SpaceX-Crew-Dragon-Raumschiffs von Florida, USA, aus in Richtung ISS starten. Die Astronautin wird als erste europäische Frau das Kommando über die ISS übernehmen. Damit kommt die Leitung zum fünften Mal aus den Reihen der Esa.

Zusammenhalt garantieren

Die Italienerin flog bereits 2014 bei ihrer ersten Mission zur Internationalen Raumstation. Dabei wurde sie bekannt als erste Person, die im All frisch zubereiteten Espresso trank. "Als Vertreterin Europas erneut zur Internationalen Raumstation fliegen zu dürfen, ist an sich schon eine große Ehre", sagt Cristoforetti. "Zusätzlich zur Kommandantin ernannt zu werden, erfüllt mich mit Demut."

Der Leiter des Esa-Astronautenzentrums Frank de Winne, der selbst der erste europäische Kommandant der ISS war, beschreibt die Aufgaben der zukünftigen Kommandantin so: "Die Gesamtsteuerung der Station obliegt zwar den Flugdirektorinnen und -direktoren am Boden, trotzdem spielt der ISS-Kommandant eine überaus wichtige Rolle: Sie oder er muss dafür sorgen, dass die Crew zusammenhält und dass die Kolleginnen und Kollegen auf der Erde und im All gut zusammenarbeiten, sodass alle Astronautinnen und Astronauten ihre Aufgaben bestmöglich erledigen können."

Wer zur Crew gehört und welche Rolle in der Station übernimmt, wird von einem Gremium – dem Multilateral Crew Operations Panel (MCOP) – entschieden. In diesem Gremium sitzen Vertreter aller fünf internationalen Partner: der US-Raumfahrtagentur Nasa, der russischen Weltraumagentur Roskosmos, der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa, der Europäischen Weltraumorganisation Esa sowie der kanadischen Weltraumagentur CSA.

Verlängerte Bewerbungsfrist

Laut de Winne zeige Cristoforettis Ernennung auch, wie sehr die internationalen Partner die Esa-Astronautinnen und -Astronauten wertschätzen. "Cristoforetti hat bewiesen, dass sie überaus kompetent und eine vertrauenswürdige Führungsperson ist, unter anderem bei der Nasa-Mission Neemo23", sagt de Winne. Sie wurde 2008/2009 im Rahmen der vergangenen Auswahl der Organisation ins Esa-Astronautenteam aufgenommen. Auch jetzt läuft einer der eher seltenen Bewerbungsprozesse bei der Esa: Die Bewerbungsfrist wurde bis zum 18. Juni 2021 verlängert, da die Organisation in der Zwischenzeit Litauen als neues assoziiertes Mitglied aufgenommen hat.

"Cristoforettis Nominierung als ISS-Kommandantin ist einen Inspiration für all diejenigen, die sich derzeit für die Aufnahme in das Esa-Astronautenteam bewerben", sagt Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher und will damit ausdrücklich Frauen zur noch laufenden Bewerbung ermutigen. (red, 28.5.2021)