Noch vor zwei Jahren haben hunderttausende Menschen die Straßen von Hongkong gefüllt, um gegen den wachsenden Einfluss Pekings zu demonstrieren. Sie waren nicht die Ersten. Seit 1997, als das Finanzzentrum an China zurückgegeben wurde, haben manche Hongkonger gegen diesen Schritt und später gegen Pekings Einfluss öffentlich demonstriert – ganz so, wie man das in einer Demokratie eben macht, wenn man mit einer Sache unzufrieden ist.

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Das nationale Sicherheitsgesetz von 2020 leitete das Ende der Massenproteste in Hongkong ein.
Foto: REUTERS/Stringer

Doch diese Zeiten sind vorbei. Das nationale Sicherheitsgesetz von 2020 leitete das Ende der Massenproteste ein. Die Menschen, die die Demokratiebewegung bisher getragen haben, wurden seither auf die eine oder andere Weise mundtot gemacht. Der politische Kompromiss "ein Land, zwei Systeme" ist de facto Geschichte. Immer rauer weht der Wind all jenen entgegen, die trotz Pekings Impulsen für die demokratische Zukunft Hongkongs eintreten.

Jenen, die mit dem neuen Hongkong nicht zufrieden sind, bleiben nicht viele Optionen: auswandern – das haben einige gemacht. Verstummen – auch das geschieht immer öfter.

Oder aber ins Gefängnis gehen. Der Medientycoon Jimmy Lai ist einer von jenen, die den Kampf um die Demokratie in Hongkong vor Ort weiterführen – zum Preis der eigenen Freiheit. Dass dieses Ringen überhaupt noch zu gewinnen ist, wird immer unwahrscheinlicher. Aber es ist zu früh, den Glauben daran aufzugeben. Deshalb ist es notwendig, auch auf der nationalen Bühne diesen Leuten Rückendeckung zu geben und damit ein klares Zeichen zu setzen: Der Protest zahlt sich aus. (Anna Sawerthal, 28.5.2021)