Wer als Dachdecker noch Latten zum Aufbau von Dachstühlen bekommt, kann von Glück reden. Baumaterialien werden knapp.

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In der Eurozone keimt derzeit wieder Hoffnung auf. Die Corona-Zahlen sinken, die Impfquote steigt, und Lockerungen erfreuen Konsumenten. Das Stimmungsbarometer in der Eurozone ist auch entsprechen gestiegen und legte im Mai um 4,0 Zähler auf 114,5 Punkte zu. Die von Reuters befragten Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 112,1 Punkte gerechnet. Das Barometer tendiert damit weit über dem langjährigen Durchschnitt und reicht nun fast an sein Hoch vom Dezember 2017 heran.

Insbesondere bei den Dienstleistern besserte sich die Stimmung nachhaltig, aber auch in der Industrie, im Einzelhandel, am Bau und unter den Verbrauchern herrscht wieder mehr Optimismus. Auch die Manager in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft sprühen vor Optimismus, wie das jüngst vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklima zeigt. Das an den Finanzmärkten vielbeachtete Stimmungsbarometer stieg im Mai auf das höchste Niveau seit zwei Jahren.

Optimismus steigt

Angesichts der Corona-Entspannung traut die EU-Kommission der Eurozone auch einen kräftigen Aufschwung zu. In ihrer Frühjahrsprognose erhöhte sie zuletzt ihre Schätzung für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in diesem Jahr auf 4,3 Prozent. Im Februar war die EU-Kommission nur von 3,8 Prozent ausgegangen.

Doch die Euphorie wird auch von neuen Sorgen gebremst. Weltweite Engpässe und Teuerungen bei Aluminium, Kupfer oder Stahl stellen Betriebe im Metall- und Stahlbaubereich sowie der Mechatronik vor große Probleme. Es kommt damit auch in Österreich zu Engpässen und Verzögerungen, erklärte am Freitag die Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Bei manchen Materialien oder Vorprodukten spreche man teilweise von Lieferzeiten von mehreren Monaten.

Derzeit sei es besonders schwierig, etwa Alu und Kupfer zu vernünftigen Konditionen zu beziehen – die Preise würden verrücktspielen, sagt Andreas Kandioler, Bundesinnungsmeister der Mechatroniker, der mehr als 8000 Gewerbebetriebe vertritt, etwa die Maschinen- und Fertigungstechniker oder Elektromaschinenbauer.

Ähnlich ist das Bild bei den Metall- und Stahlbaubetrieben: Stahl und Alu seien derzeit, wenn überhaupt, nur schwierig und zu ungünstigen Konditionen zu bekommen, so Harald Schinnerl, Bundesinnungsmeister für 10.000 Metalltechnik-Gewerbebetriebe. Zu diesen zählen neben Metall- und Stahlbau auch Schmiede-, Maschinenbau, Land- und Baumaschinenbetriebe. Die Ursachen für die Turbulenzen lägen auf den Weltmärkten und somit außerhalb der Einflusssphäre heimischer Unternehmen.

Stahl und Alu sind derzeit, wenn überhaupt, nur schwierig zu bekommen.
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Außer Rand und Band ist derzeit der Holzpreis. Schon Mitte 2020 war der Preis für Schnittholz in den USA höher als für hoch veredeltes Brettsperrholz in Europa. Das hätte laut WKO ein Warnsignal sein müssen. Die auf Holz angewiesenen Dachdecker sind besonders betroffen: Die Preise für Latten zum Aufbau von Dachstühlen sind seit Februar explodiert. Man habe Glück, wenn man überhaupt Material bekommt. Die hohe Nachfrage nach Holz vor allem aus den USA und China, der Schädlingsbefall von Wäldern in Europa und Kanada sowie Exportbeschränkungen führten zu steigenden Preisen und Knappheit.

Betroffen ist nicht nur die Holzindustrie. 39,4 Prozent der Baufirmen gaben in der Mai-Umfrage des Ifo-Instituts an, dass sie Probleme bei der Materialbeschaffung haben. Auch Dämmstoffe sind knapp und teuer. Experten befürchten, dass die aktuellen Engpässe das Potenzial haben, Baustellen im Sommer zum Erliegen zu bringen. (Reuters, bpf, 28.5.2021)