Beim Absturz der Seilbahnkabine kamen 14 Menschen ums Leben.

Foto: EPA / ITALIAN FIRE AND RESCUE SERVICE / HANDOUT

Stresa – Die drei wegen des Absturzes einer Seilbahnkabine am Lago Maggiore festgenommenen Mitglieder der Seilbahngesellschaft "Ferrovie del Mottarone" sind am Samstag einvernommen worden. Laut der ermittelnden Staatsanwaltschaft besteht die Gefahr "geheimer Absprachen" zwischen dem Besitzer der Seilbahn und dem Seilbahndirektor, um die ganze Verantwortung auf den Einsatzleiter abzuschieben. Alle drei Männer sitzen seit Mittwoch im Gefängnis der piemontesischen Stadt Verbania.

Der Seilbahn-Einsatzleiter hat seine Verantwortung in der Katastrophe gestanden. "Er ist am Boden zerstört. Er dachte nicht, dass dieses Unglück passieren könnte", erklärte Rechtsanwalt Marcello Perillo, der für seinen Mandanten den Hausarrest beantragen will. Er dementierte, dass Fluchtgefahr bestünde. Die Ermittler vermuten, dass die Notbremse außer Kraft gesetzt wurde, weil es zuvor Unregelmäßigkeiten beim Betrieb der Bahn gegeben haben soll. Ein Motiv für eine Manipulation könnte Medienberichten zufolge gewesen sein, dass die Betreiber nach der langen Corona-Zwangspause die Seilbahn unbedingt am Laufen halten wollten.

Überlebender Bub aus Koma erwacht

In dem Antrag auf Untersuchungshaft für die drei Festgenommenen erwähnt die Staatsanwaltschaft vorsorglich die Gefahr einer Beweismittelverunreinigung. Die Männer hätten sich nicht unmittelbar nach der Tat gestellt.

In den kommenden Tagen wird die Inspektion durch einen Berater der Staatsanwaltschaft von Verbania am Unfallort beginnen. Die Arbeit des Beraters konzentriert sich auf das gerissene Zugseil, um die Ursachen des Bruchs, der zur Katastrophe führte, zu prüfen. Der Anwalt des angeklagten Einsatzleiters ist bereit, seine eigenen technischen Berater zu ernennen.

Inzwischen besserte sich der Zustand des einzigen Überlebenden des Unglücks, einem fünfjährigen Buben aus Israel. Das Kind erwachte aus dem Koma. "Er fragt nach seinen Eltern, seine Tante und seine Großmutter bleiben immer in seiner Nähe", teilten die Ärzte mit. Das Kind wird noch einige Tage auf der Intensivstation bleiben müssen. Die Stadt Pavia, in der die bei der Seilbahnkatastrophe verunglückten Eltern des Buben lebten, starteten eine Spendensammlung für den Buben. (APA, 29.5.2021)