Jährlich beginnen in Österreich über 70.000 Menschen ein Studium. Bei der Wahl der Hochschule spielen viele Faktoren eine Rolle: der Ort, das Fach, die wissenschaftliche Ausrichtung, das Renommee oder auch die Diversität und Inklusivität. Gerade Letzteres ist für Studieninteressierte oft schwierig einzuschätzen. Und speziell auch für jene wichtig, die lesbian, gay, bi, trans, inter, queer (LGBTIQ+) sind.

62 von 561 Hochschulen im DACH-Raum beantworteten Fragen rund um ihr Engagement für LGBTI+ Studierende.
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Deshalb hat das Jobnetzwerk Proudr, das unter anderem LGBTIQ+ freundliche Jobs vermittelt, einen Index für Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz entwickelt. In den USA und Großbritannien gibt es bereits solche Überblicke, wie inklusiv Hochschulen im Bereich sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität sind. Basis des Index ist ein Audit von 45 Fragen in fünf Kategorien: Kommunikation und Bekenntnis zu LGBTIQ+; Expertise, Förderung und Beratung; Diskriminierungsschutz; Strukturen und Diversity-Management; Initiativen, Engagement und weitere Angebote.

Proudr hat dafür 561 Hochschulen eingeladen – doch nur 62 beantworteten die Fragen, zwei Institutionen ließen die Angaben auch von dem Netzwerk überprüfen. Die Gründe für die geringe Teilnahme lägen an mangelnden Ressourcen, heißt es in der Presseaussendung. Das sei "ein erschreckendes Indiz dafür, dass das Thema Diversity an Hochschulen häufig nicht mit einem geeigneten Budget oder genügend personellen Stellen versehen, sondern von Mitarbeitenden ehrenamtlich und neben dem Beruf gestemmt wird". Zudem löste der Index an den Hochschulen "teils heftige Diskussionen" aus. Während ihn manche begrüßten, fühlten sich andere "bedrängt und bevormundet und lehnten eine Teilnahme mit Nachdruck ab", heißt es in der Aussendung.

Ergebnisse

Wie schnitten nun die Hochschulen ab? Insgesamt haben 47 Einrichtungen in Deutschland, elf in der Schweiz und eben vier in Österreich teilgenommen. Darunter waren die meisten Universitäten, gefolgt von FHs, Kunstunis und pädagogischen Hochschulen. Laut Studienbericht konnten keine signifikanten Unterschiede nach Hochschultyp ausgemacht werden. Drei Hochschulen haben über 80 Prozent der Audit-Punkte erzielt – sie führen laut Proudr das Spitzenfeld an. Auf Platz eins liegt die Uni Köln. 14 der 62 teilnehmenden Einrichtungen erhielten mehr als 60 Prozent der Punkte.

Sie fördern demnach in besonderem Maße eine LGBTIQ+-inklusive und wertschätzende Campuskultur. Große Einrichtungen mit mehr als 1.500 Studierenden erreichten durchschnittlich mehr Punkte (49,3 Prozent der Gesamtpunktzahl) als kleinere Universitäten, Hochschulen und Akademien mit weniger Studierenden (im Schnitt 37,7 Prozent der Gesamtpunktzahl).

In Österreich kann aufgrund der geringen Teilnahme keine Auskunft über die Queer-Freundlichkeit der Hochschulen getroffen werden. Die Kunstuni Linz erreichte den höchsten Wert mit 60,5 Prozent, gefolgt von der IMC-Fachhochschule Krems (55,7 Prozent), der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg (51,3 Prozent) und der Karl-Landsteiner-Privatuni (44,5 Prozent). (set, 1.6.2021)