Pop-up-Galerie mit Katzenwächterinnen: Emanuel Layr zeigt in seinem neuen Raum an der Coburgbastei Videoskulpturen von Philipp Timischl.
Foto: kunst-dokumentation, Courtesy of the Artist

Etwas liegt in der Luft. Bei verlängerten Öffnungszeiten zeigten sich die Galerien am Wochenende hoch motiviert. Trotz eines frustrierenden Jahres dürfte es der Großteil gut übergestanden haben. Weitere Folgen müssen natürlich noch abgewartet werden.

Da viele Ausstellungen durch die Lockdowns immer wieder verschoben wurden und sich deshalb ein Stau ergab, expandierte beispielsweise Galerist Emanuel Layr. Unweit seiner Galerie in der Seilerstätte hat er einen kleinen Raum an der Coburgbastei bezogen, wo aktuell Videoskulpturen von Philipp Timischl zu sehen sind. Da er seinen Standort in Rom in der Krise pausieren musste, konnte er die Pop-up-Galerie aufziehen.

Auch Rosemarie Schwarzwälder weihte den jüngsten Zuwachs ihrer Galerie nächst St. Stephan ein: Die neu bezogene "Wunderkammer", wie sie sie nennt, in der Domgasse ist anders als die benachbarten Galerieräume ebenerdig zugänglich und somit auch sichtbarer. Neben Ausstellungen will sie hier Lesungen oder sogar Konzerte veranstalten. Zum Auftakt sollen aber erst einmal Arbeiten der US-Künstlerin Sheila Hicks für Aufmerksamkeit sorgen.

Adieu absurde Schnelligkeit?

Werke von Künstlern und Künstlerinnen auszustellen, sie aber nicht immer zwingend als Galerie zu vertreten, war bei Untitled Projects in der Schleifmühlgasse der Gedanke, als sich die Galerie letztes Jahr neu aufstellte. Die Möglichkeit, flexibler zu agieren, scheint vielen wichtiger geworden zu sein.

So finden auch längere Laufzeiten der Ausstellungen in größeren Galerien wie der von Elisabeth und Klaus Thoman Anklang. Die absurde Schnelligkeit der Vor-Corona-Zeit wünscht sich kaum jemand zurück. Und auch das Format der auf den Tag ausgedehnten Soft Openings, das sich in der Krise etabliert hat, möchten viele beibehalten.

Zuwachs: In der neuen "Wunderkammer" der Galerie nächst St. Stephan begrüßen Werke der US-Künstlerin Sheila Hicks.
Foto: Markus Wörgötter

Präsenz auf Messen

Zwar haben einige Galerien im letzten Jahr etwa bis zu einem Drittel weniger verkauft, da man auch an keinen Messen teilnehmen konnte. Dafür wurden die damit verbundenen hohen Kosten eingespart. Die fehlenden internationalen Messebesuche haben allerdings weniger Auswirkung auf die etablierten Künstlerinnen, deren Werke teilweise sogar zu besseren Preisen verkauft werden konnten, als vielmehr auf junge, noch unbekanntere Künstler, für die Messen als wichtiges Sprungbrett dienen.

Dass im letzten Jahr viele Galerien trotz Umsatz staatliche Zuschüsse erhalten haben (Der STANDARD berichtete), hat sicher zur allgemein guten Stimmung beigetragen. Manche Galerien aber mussten sich hier im Vergleich oft mit weniger zufriedengeben, wenn sie keine hohen Verkaufszahlen aus dem Vorjahr nachweisen konnten.

Gerüchte um Viennacontemporary

Gar keine Unterstützung erhielten ganz frisch eröffnete wie die Galerie Wonnerth Dejaco, da sie erst im September 2020 aufsperrte und es somit keinen Vergleichszeitraum gab. Zwar war dies etwas frustrierend, dennoch konnten die beiden Galeristen das Jahr gut überstehen. Große Hoffnungen setzen sie aber auf die diesjährigen Messen. Ebenso wie die jungen Kunstschaffenden brauchen sie deren Sichtbarkeit.

An die Ende Juni erstmals stattfindende Spark Art Fair Vienna und ihr neues Konzept haben auch ältere Galerien wie jene von Christine König hohe Erwartungen. Nicht zuletzt, weil es so aussieht, als ob die Vienna Contemporary im Herbst nicht abgehalten wird. Bisher kursieren allerdings nur Gerüchte. Die Vienna Contemporary dementiert sie. (Katharina Rustler, 1.6.2021)