Im ersten Quartal 2021 erzielten die größten Autoerzeuger weltweit bereits wieder einen Betriebsgewinn auf Rekordniveau.

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Die Autoindustrie fährt der Corona-Krise davon. Im ersten Quartal hat die Branche weltweit wieder mehr umgesetzt und höhere Gewinne verbucht als vor dem Ausbruch der Pandemie. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens EY ist der Ertrag vor Zinsen und Steuern, der sogenannte Betriebsgewinn, sogar auf dem höchsten je erzielten Stand. Wie war dieses Comeback in so kurzer Zeit möglich?

Für den EY-Autoexperten Peter Fuß sind die Ertragsrekorde die Folge etlicher Sparprogramme der größten Autokonzerne, die in der Corona-Krise teilweise sogar deutlich verschärft wurden. Zudem betont er, dass sich das Hochfahren neuer Antriebstechnologien wie der Elektromobilität sowie das deutliche Absatzplus bei Elektroautos und Plug-in-Hybriden nicht spürbar negativ auf die Gewinnmarge ausgewirkt hätten.

Chipmangel wird anhalten

Ob dieses Niveau zu halten ist, hängt auch von der Entwicklung der Chip-Krise ab, die bei etlichen Herstellern für Produktionsverzögerungen sorgt. "Die Lieferengpässe bei Halbleitern führen zu teils erheblichen Einschränkungen in der Produktion, im Lauf dieses Jahres dürften mehrere Millionen Fahrzeuge nicht gebaut werden", sagt Fuß.

Allein, die Lieferengpässe bei Halbleitern könnten noch lange andauern, wenn es nach Intel-Chef Pat Gelsinger geht. Es könne mehrere Jahre in Anspruch nehmen, um Antworten auf Knappheiten bei der Auftragsfertigung, einzelnen Komponenten und Schichtträgern zu finden, sagte er zu Wochenbeginn. Stark davon betroffen ist nicht nur die Autoindustrie, sondern auch die Elektronikerzeugung.

Von einem Andauern der Engpässe geht man auch bei Volkswagen aus, wie Betriebsratschefin und Aufsichtsrätin Daniela Cavallo erklärt. Mitarbeiter in der Produktion hätten deshalb in unregelmäßigen Abständen bereits in Kurzarbeit gehen müssen. "Mein Eindruck ist: Die Komplexität der Lieferkettensituation ist bekannt, und alle wissen, wie sehr hier Ausnahmezustand herrscht, etwa für Einkauf, Logistik und Produktionsplanung", sagt Cavallo. Es gebe als Konsequenz nun Überlegungen über den Aufbau einer eigenen Chip-Entwicklung bei Volkswagen.

Stückzahlen hinken nach

Laut der EY-Studie haben die weltweit 16 größten Autohersteller heuer zwischen Jänner und Ende März 403 Milliarden Euro umgesetzt – das sind rund 35 Milliarden mehr als im Vorjahr, aber immer noch rund 5,8 Milliarden weniger als im bisherigen Rekordjahr 2018. Größter Umsatztreiber war der stark wachsende Absatzmarkt in China. Bei den weltweit verkauften Stückzahlen hinken die Autoerzeuger dem Niveau vor der Corona-Pandemie allerdings noch hinterher. Mit 16,9 Millionen Fahrzeugen waren es um neun Prozent weniger als im ersten Quartal 2019. (Alexander Hahn, 1.6.2021)