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Der Anteil der klimawandelbedingten Hitzetoten wird den Forschern zufolge weiter steigen – selbst wenn die Pariser Klimaziele eingehalten würden.

Foto: AP/VADIM GHIRDA

Durch den Klimawandel steigt nicht nur die weltweite Durchschnittstemperatur, auch die Häufigkeit und Dauer von Hitzeperioden nimmt zu – und damit auch die Zahl der Hitzetoten. Ein internationales Forscherteam hat nun versucht zu eruieren, wie viele der in den vergangenen drei Jahrzehnten dokumentierten Hitzetoten auf das Konto des Klimawandels gehen. Wie sie im Fachblatt "Nature Climate Change" berichten, dürfte weltweit etwa ein Drittel der hitzebedingten Todesfälle mit der Erderwärmung in Zusammenhang stehen. Besonders betroffen sind demnach Süd- und Mittelamerika sowie Südostasien.

Für ihre Studie kombinierten die Forscher Mortalitäts- und Temperaturdaten der jeweils wärmsten vier Monate zwischen den Jahren 1991 und 2018. In die Berechnungen flossen Informationen aus 732 Orten in 43 Ländern weltweit ein. Unter Berücksichtigung natürlicher Klimaschwankungen kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass durchschnittlich 37 Prozent der hitzebedingten Todesfälle auf die menschengemachte Klimaerwärmung zurückzuführen sind, wobei die Werte in den untersuchten Ländern zwischen 21 und 76 Prozent liegen.

Kein Ausgleich

"Wir gehen davon aus, dass der Anteil der hitzebedingten Todesfälle weiterwächst, wenn wir nichts gegen den Klimawandel unternehmen oder uns anpassen", sagte Studien-Erstautorin Ana Maria Vicedo-Cabrera von der Universität Bern. Denn die in der Forschungsarbeit ermittelten Zahlen würden für eine Welt gelten, die sich im Vergleich zur vorindustriellen Zeit im Durchschnitt um ein Grad Celsius erwärmt hat. Selbst wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens erfüllt werden, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, werde die Gesundheitsbelastung durch Hitze verschärft.

Demgegenüber sollte mit der Klimaerwärmung die Rate an Todesfällen durch Kälte sinken. Allerdings, so zeigte eine frühere Studie des Forschungsteams im Fachblatt "The Lancet Planetary Health", wird ohne entschiedenen Klimaschutz bis zum Ende des 21. Jahrhunderts die erwartet höhere Todesrate durch Hitze nicht durch weniger kältebedingte Todesfälle ausgeglichen.

Risikofaktoren Alter und Armut

Die Temperatur ist aber nicht der einzige Faktor, der das Risiko bestimmt, an Hitze zu sterben. Die Gefahr unterscheidet sich regional und überregional stark, abhängig von der Altersstruktur, dem sozioökonomischen Status und dem Gesundheitszustand der Bevölkerung, aber auch vom Gesundheitssystem und der Infrastruktur. So ermittelten die Wissenschafter anhand der beobachteten Temperaturen und Sterblichkeit für einzelne Städte die Hitzetoleranz und den entsprechenden Temperaturschwellenwert, ab dem das Risiko eines Hitzetodes exponentiell ansteigt.

Am stärksten betroffen sind demnach Menschen in vielen Ländern in Süd- und Mittelamerika, in Südostasien sowie im Iran und in Kuwait. Aber auch in Südeuropa und einigen Ländern Südosteuropas fordert die Hitze viele Tote, wobei der Anteil des menschengemachten Klimawandels an der Gesamtzahl der hitzebedingten Todesfälle in den europäischen Ländern geringer war.

Die Studienautoren merken an, dass sich ihre Schätzungen nicht unbedingt auf ein ganzes Land übertragen lassen, da in die Berechnungen nur die Daten von einzelnen Städten oder Regionen eingeflossen sind. Zudem ließ sich keine globale Analyse erstellen, da für viele Länder keine oder nur lückenhaft Daten verfügbar sind, insbesondere für den afrikanischen Kontinent und Südasien. Diese Regionen gehören allerdings zu den ärmsten und vom Klimawandel am stärksten betroffenen Regionen. (red, APA, 1.6.2021)