Die sonntägliche ORF-Pressestunde ist seit gefühlt 100 Jahren ein Format, um Politiker eher zivilisiert abzufragen. Es muss irgendwo im ORF eine Reform gegeben haben, denn diesen Sonntag wurde die Pressestunde zu einem strengen Disziplinierungselement.

ORF-Innenpolitik-Analytiker Hans Bürger unterbrach den Gast Beate Meinl-Reisinger von den Neos nach einer Zählung von Dieter Chmelar auf Twitter 44-mal. Weil sie so "wahnsinnig lange Antworten" gebe. Meinl-Reisinger wies irgendwie schlüssig darauf hin, dass es in der Sendung schließlich "um meine Antworten geht". Aber vielleicht ist sie Bürger zu wenig bürgerlich-brav.

Dann ritt Bürger lange auf dem rauen Ton im Untersuchungsausschuss herum, allerdings weniger auf der Methode des ÖVP-"Dreschflegels" (Copyright Günter Traxler) Andreas Hanger und dessen Störfeuer gegen Justiz und Opposition. Sondern auf dem Neos-Abgeordneten Helmut Brandstätter, der Hanger ein "Gesch… Oaschloch" genannt hatte.

Das sagt man wirklich nicht, auch wenn Hanger die Gattin von Brandstätter auf ziemlich üble Weise hineingezogen hatte. Unsere Sprache bietet doch reiche Ausdrucksmöglichkeiten. Man könnte zum Beispiel zu gewissen Hinterfotzigkeiten sagen "Da verkühl’ i mi extra, damit i da drauf huasten kann" oder "lass di einmargariern mit deine g’fäuten Schmäh" oder zu einem Gegner aus dem ländlichen Raum "Geh ham, mit der Goaß ackern". (Hans Rauscher, 31.5.2021)